Ausgabe 7 12/98

Die FolkWorld Herausgeber Kolumne

Euro Folk 1999

Das online Editorial von den Mollis

Zeichnung von Annegret Haensel Das neue Jahr 1999 ist ein bedeutsames und historisches Datum für Europa. Der EURO wird als gemeinsame Währung in den meisten Ländern der Europäischen Union eingeführt. Für uns ist das wichtige an diesem Datum nicht die rein ökonomische Seite der Dinge, sondern vor allem die Symbolik. Mit dem EURO sind wir nun eng verwurzelt mit unseren europäischen Nachbarn und Freunden - und die selbe Währung gibt auch die Sicherheit und Notwendigkeit, daß die europäischen Ländern auf lange Zeit eng zusammenbleiben müssen. Was doch erfreulich ist! Natürlich bringen und haben EU und EURO auch große Probleme und Mißstände, aber von der historische und emotionalen Seite der Dinge ist es eine spannende und positive Entwicklung. (Als Nebeneffekt macht es auch FolkWorld's Finanzen einfacher - immer mit der Zeit gehend, sind unsere Anzeigenpreise ab sofort in EURO gelisted!)

Hoffentlich markiert dieses Datum auch eine neue Ära von 'Euro-Kultur'. Diese Euro-Kultur soll nicht heißen, daß alle europäischen Regionalkulturen sich vermischen und eine neue Kultur bilden - sie soll bedeuten, daß es mehr kulturellen Austausch zwischen den europäischen Ländern und Regionen gibt. Es ist beeindruckend und spannend, wie viele interessante Kulturen in den europäischen Regionen gefunden werden können; und so traurig es ist, wissen die meisten Europäer überhaupt nicht davon. Wenn man schon nur an Deutschland und seine Folkszene denkt, wo die Leute meist irische, schottische, vielleicht noch bretonische Musik kennen, aber die meisten noch nie von Dudelsäcken oder keltischer Musik aus Spanien gehört haben. Wo spanische, italienische, norwegische oder sogar norddeutsche Folkmusik für viele Leute viel zu exotisch erscheint, um ein solches Konzert zu besuchen.

Carlos Nunez; photo by The Mollis Wir sollten das ändern, wir sollten ein Interesse an europäischer Folkmusik in all seinen Fein- und Besonderheiten schaffen. Carlos Núñez hat da ganz unsere Meinung - er sagte in unserm Interview: "Ich finde wir solten das ändern. Weil - Europa hat sehr interessante Traditionen - ich weiß, daß Ihr in Deutschland auch Dudelsäcke habt, und in Polen ebenfalls, und keiner weiß davon. Wenn ich jemanden in Spanien erzähle, daß es deutsche Dudelsäcke gibt, wird der sagen 'das ist unmöglich, nur wir und Schottland und Irland'... Und ich weiß, daß Folkmusik in Europa erst in ihren Anfängen steht." Warum sollen wir nicht die Einführung des EURO als Anfang für eine neue Ära des Folkmusikinteresses nehmen: Die Euro-Folk Ära. Oft klingen die Musiktraditionen aus all den europäischen Ländern sehr unterschiedlich zu denen, die wir zu hören gewöhnt sind, aber irgendwo klingen sie gleichzeitig doch sehr vertraut - was doch spannend ist.

Wir haben schon oft gedacht, warum es keine richtigen Euro-Folk Festivals gibt, mit Repräsentanten aus vielen verschiedenen Regionen Europas. Es ist ja irgendwie seltsam - obwohl Europa eine immer wichtigere und vertrautere Einheit für uns wird, gibt es in unsere Folkszene dort eine Lücke: Es gibt auf der einen Seite Festivals, die auf keltische Musik oder Musik der eigenen Region spezialisiert sind, oder auf der anderen Seite Weltmusik Festivals. Nichts gegen diese Art von Festivals, aber usnerer Meinung nach müßte endlich die Lücke zwischen Weltmusik und Musik einer Region geschlossen werden durch den Euro-Folk.
Falls irgendjemand ein Folkfestival mit Folk aus ganz Europa kennt, bitte lßt uns davon wissen! FolkWorld würde solche Festivals gerne unterstützen, da sie das selbe Konzept wie FolkWorld haben. Auch wenn Ihr ein solches Festival starten wollt, möchten wir Euch gerne helfen.

Drawing by German artist Annegret Haensel; for more info on the artist, look at the editorial page Und während nun die neue Währung eingeführt wird, muß Europa noch viel tun für seine regionalen Kulturen. All die zentralistischen Staaten sollten ein wesentlich stärkeres Augenmerk auf ihre Regionen werfen - wenn man da an Bleizi Ruz' Eric Liorzou denkt, der uns erzählt hat, daß die Politiker in Brüssel mehr über bretonische Musiktraditionen wissen als die in Paris, dann erinnert das wieder einmal daran, daß viele Länder ihren Regionen viel mehr Möglichkeiten geben müßten, um die regionale Kultur besser bekannt zu machen.
In Deutschland kursiert immer noch die Ausländersteuer (auch wenn es Gerüchte gibt, daß die Steuer früher oder später doch noch abgeschafft wird) - wir haben nun die selbe Währung wie unsere europäischen Nachbarn, aber unsere Nachbarn müssen eine wesentlich höhere Steuer zahlen als die Deutschen, wenn sie ihre Kultur in unserem Lande präsentieren wollen.
Sie wird noch länger brauchen, unsere liebe EU, bis sie all diese Probleme gelöst hat...

Hoffentlich wird ffüher oder später das Europa der Regionen helfen, unsere Euro Folk Tagesträume zu verwirklichen...

Nehmt Euch währenddessen all die europäischen Beiträge dieser Neujahrsausgabe vor, und nehmt die Chance wahr, einige CDs mit spannender europäischer Musik aus Europa und Kanada zu gewinnen!

Ein gutes und Euro-folkiges Jahr 1999!

Eure FolkWorld Herausgeber.

Zeichnungen von Annegret Haensel; für weitere Infos zur Künstlerin im Impressum nachschauen!


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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 12/98

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