FolkWorld #44 03/2011

CD & DVD Reviews

Mayte Martin "Al Cantar a Manuel"
World Village, 2010

www.mayte-martin.com

Schon der Titel wirkt wie ein Wortspiel voller Poesie. "Al Cantar a Manuel" ist dem Dichter Manuel Alcántara gewidmet. Mayte Martin, die große Stimme des katalanischen Flamenco entfernt sich mit diesem ruhigen Album ein wenig von Flamenco und Bolero und unterlegt den Gedichten des Poeten aus Malaga Melodien, die bezaubernd sentimental sind. Hörbar schwierig ist es für die Künstlerin ihre ausdrucksstarke Stimme zurückzunehmen, um der leisen, doch mit Leidenschaft getränkten Stimmung gerecht zu werden und doch ist ihr Gesang sehr eindringlich. Hört man ihr zu, vereinnahmt sie den Hörer ohne zaudern. Mayte Martin spielt auf der CD Gitarre, ebenso José Luis Montón, der ebenfalls zu den Virtuosen der Bulerías zählt. Ergänzt werden die beiden durch hell tönende Violinen, die Martins Kompositionen noch zusätzlich in Sentimentalität tauchen. Es ist das Spanien der großen Sehnsüchte, das sie hier lebendig werden lässt, das träumende Spanien. Man muss sich auf die Sentimentalität ihrer Lieder einlassen und auf ihren Gesang. "Al Cantar a Manuel" ist keine Platte, die man neben einer abendlichen Tapasplatte hört. Doch sie fasziniert bis an den Rand der Verstörung, wenn man sich ihr hingibt. Wären Lieder Edelsteine benötigte "Al Cantar a Manuel" eine eigene Schatzkammer.
© Karsten Rube


Heli Deinbroek "Cooler Ader"
Hades Artist Label, 2010

www.helideinboek.at

Pfiffigen Rhythm & Blues hört man, wenn man sich die CD "Coole Ader" in den CD-Player legt, ergänzt von ein paar liebevolle Balladen. Und dann konzentriert man sich auf den Text. Dank des beigelegten Booklets kommt man schnell hinter den Sinn des in Wiener Mundart gesungenen Werks. Deinbroek ist hintersinnig, satirisch, besitzt einen Hang zum Morbiden. Die CD "Coole Ader" pendelt durch die ganze Spannweite von zynisch bis romantisch. Sie ist dabei stimmig und sehr pointiert mit der Musik verwoben. Hier passt alles zusammen. Der Dialekt stößt sich nicht an der Musik, die Texte sind bissig und doch mit einer genüsslichen Portion Selbstironie gewürzt. "Monitor" ist eine brillante Hymne für die Generation Facebook. Mit "Mach ma a Baby" besitzt die CD einen erstaunlich liebevollen Moment. "Caipirinha" gerät zum klassischen Saufsong mit Cocktailschirmchen und "Geisterpfarrer" gehört zu den bösen Abrechnungen mit dem Klerus, denen sich ein Kabarettist so wenig versagen kann, wie ein Clown der Torte. Heli Deinbroeks CD groovt schon mal und hält sich nicht lange mit komplizierten Arrangements auf. Satire sollte ja auch den Hörern Spaß machen. Deinbroek beherzigt das.
© Karsten Rube


Anais Mitchell "Hadestown"
Righteous Babe Records, 2010

www.anaismitchell.com

An Konzeptalben wagen sich selten Künstler und vielleicht ist das auch eine Herausforderung, der sich nicht jeder gewachsen sieht. "Hadestown" von Anaïs Mitchell ist so ein Wagnis. Die junge Musikerin aus Vermont traut sich an die griechische Mystik, deren Thematik sie in die amerikanische Gegenwart transportiert. Stimmig arrangiert und mit zahlreichen renommierten Gastmusikern versehen, wie Ani DiFranco, sowie den Indiefolkern Justin Vernon und Greg Brown gelingt ihr nichts Geringeres als eine Folk-Oper zu veröffentlichen, der man sich ohne Scheu hingeben kann. Ein gelungenes modernes Kunstwerk, fassbar strukturiert, musikalisch präzise arrangiert und dabei jederzeit hörbar ohne sich an Stoßkanten zu stören. Nichts, was man alle Tage zu hören bekommt.
© Karsten Rube


Brunoise "Volume 2"
Agua music, 2010

Es ist nicht überliefert, ob sich der musikalische Projektname Brunoise von jener in Küchenkreisen benutzten Bezeichnung für fein geschnittenes Gemüse herleitet. Aber wenn man sich das zweite Album dieser groovelastigen Produktion anhört, so liegt es nahe. Kleinste Soundschnipsel verschiedener Stilrichtungen werden hier geschmackvoll miteinander vermischt. Zentrum des ganzen Klangerlebnisses ist dabei die Hang, ein Instrument aus gewölbtem Stahlblech, dessen Klang dem der Steeldrum sehr ähnlich ist. Untermalt wird der zur Beruhigung des Hörers recht gemächlich getrommelte Blechkörper von hintergründigen Trompeten, angedeuteten Gitarrenanschlägen und diversen percussiven Elementen. Das Ergebnis ist eine gleichermaßen ungewöhnliche wie betörende, ja beinahe hypnotisierende Klangreise.
© Karsten Rube


Mayra Andrade "Studio 105" [CD & DVD]
Sony Music, 2010

www.mayra-andrade.com

Die junge Sängerin Mayra Andrade ist eine Weltenwanderin. Als Kind kapverdischer Eltern auf Kuba geboren, lebte sie zunächst auf den Kapverden, zog dann aber nach Senegal, Deutschland, Angola und wohnt derzeit in Paris. Als ihre Heimat sieht sie aber die Kapverden an. Der Kultur dieser Inseln hat sie sich verschrieben, singt über ihr Leben und ihre Gefühle im Stil des sehr eigen geformten und unverwechselbaren kapverdischen Klangs. Sie ist nun Mitte Zwanzig, blickt auf ein brauchbares, aber noch recht übersichtliches Repertoire zurück und bedient sich auch der einen oder anderen Coverversion. Auf dem vorliegenden live im Pariser Studio 105 eingespielten Album versucht sie sich an der Beatles-Nummer "Michelle". Diese unterlegt sie mit einem zur Bossa Nova tendierenden Rhythmus, der den Song leider auch nicht rettet. Was vermutlich am Original liegt. Besseres hören wir, wenn wir uns auf ihre eigenen Lieder beschränken. Die Tendenz zwischen melancholischer kapverdischer Morna, portugiesischem Fado und der etwas lebhafteren Musik der afrikanischen Westküste eine Verbindung zu schaffen ist auf ihrer CD deutlich zu spüren.
Die DVD, die der Platte beiliegt, gibt Teile des Konzertes wieder. Mayra Andrade agiert dabei schüchtern bis zurückhaltend, was dem Konzert leider einen etwas müden Anstrich verpasst.
© Karsten Rube


Buci Ncube "Salulandela"
Etnisk Musikklubb, 2010

Weite Wege scheinen unerlässlich in der Worldmusik. Da gerät man schon mal von einem Ende der Welt an das andere. 2001 wurde die in ihrer Heimat Simbabwe nicht unbekannte Musikerin und Komponistin Buci Ncube zu einem Seminar nach Oslo eingeladen, auf dem man sich mit Frauen in der Weltmusik beschäftigte. Dort traf sie auf den Produzenten Malika Makouf Rasmussen, der selbst aus Algerien stammt und in Norwegen lebt. Ein Ergebnis dieses Treffens ist die aktuelle CD der Musikerin aus Simbabwe.
Die CD "Salulandela" ist eine Produktion die bemerkenswert authentische Musik aus Simbabwe beinhaltet, obwohl die Sängerin Buci Ncube seit einiger Zeit in Norwegen lebt und sich dort mit auch intensiv mit der Arbeit Mari Boine's auseinandergesetzt hat. Den Ansatz von afro-norwegischen Fusionselementen muss man aber schon mutwillig hinein deuten. "Salulandela" ist so deutlich von afrikanischer Musikalität geprägt in Stil, wie Instrumentierung, wie man es von einer heimatverbundenen afrikanischen Weltmusikerin nur erwarten kann.
© Karsten Rube


Sarr e Roma "Sarayland"
Snail Records, 2010

Der Begriff Sarr e Roma steht für die Musik der Zigeuner, wie sie vor mehreren Jahrzehnten im ehemaligen Yougoslawien gern gehört wurde. Es lohnt sich in der Gegenwart der populären Balkanbeats diese alten Rhythmen wieder zu beleben. Sarr e Roma klingen alles andere als nostalgisch oder antiquiert. Im Gegenteil, es ist höchst erfrischend diesen eingängigen und tanzbaren Melodien zu lauschen, die mal an gängige Gipsysounds eines Django Reinhardt erinnern und an anderer Stelle mit einer beinahe russisch anmutenden Schwermut daherkommen. Wer sich zur Musik des Balkans hingezogen füllt, aber vom nervigen Crossover allgegenwärtiger Spaßkapellen Kopfschmerzen bekommt, dem sei diese feine CD "Sarayland" deutlich ans Herz gelegt.
© Karsten Rube


Helt Oncale "Play 'em all"
HeltMusic, 2009

www.helt-oncale.de

"Play 'em all" heißt die aktuelle CD von Helt Oncale. Der Musiker aus New Orleans zehrt vom Lebensgefühl im "Big Easy". Die Lieder seine CD erzählen vom Süden der USA. Sie klingen erdig und bodenständig, sind aber weder laut noch derb. Dabei wirkt das Cover mit dem Pokerblatt-Outfit erstmal etwas befremdlich, da man sich zunächst wie auf dem Spartenkanal Dmax begrüßt fühlt. Musikalisch macht er diesen Eindruck recht schnell wett. Oncale orientiert sich an Country-, und Songwriterstilistiken, benutzt das entsprechende Instrumentarium, vom Banjo über Gitarre bis zur Fiddle, vermeidet es aber geschickt Klischees zu bedienen. "Play 'em all" ist eine CD die zwar kaum über herausragende Titel verfügt, insgesamt jedoch recht gefällig ist.
© Karsten Rube


Kamal Ben Hicham "Dikrayat Andalucia"
Deutsche Welle/Connecting Cultures Records, 2010

www.kamal.de

Die Popkultur der Magrebstaaten hat bereits einige namhafte und erfolgreiche Künstler auch bis in die deutschen Hörregionen gespült. Denken wir an Rachid Tara oder an den Ägypter Hakim. Kamal Ben Hicham gehört zweifelsohne in diese Riege musikalischer Grenzgänger mit Hitpotenzial. Die CD "Dikrayat Andalucia" die der seit 1990 in Deutschland lebende marokkanische Musiker im Jahr 2010 vorlegte, kommt mit popigen Arrangements daher, die arabische Musik mit jazzigen Elementen verbindet. Moderne Klänge, die ihre lange Vergangenheit bis hin zur Zeit der Mauren in Andalusien immer mitschwingen lassen. "Dikrayat Andalucia" ist eine hinreißend freundliche CD, die zum mittanzen anregt und den Fundus an hervoragender R&Besquemusik der letzten Jahre bestens bereichert.
© Karsten Rube


Raphael Fays "Extremadura"
Le Chant du Monde, 2009

www.raphaelfays.com

Raphael Fays CD "Extremadura" bietet Flamenco von spielerisch hochwertiger Qualität. Der französische Gitarrist, der auf eine ganz erstaunliche Discografie zurückblicken kann, verbindet klassische Bulerias mit vielen Elementen des Jazz Manouche. Dieser französische Gipsy-Jazz wurde in den 30ger Jahren besonders von Stephane Grappelli und Django Reinhardt geprägt. Zwischendurch wechselt der Rhythmus auch mal zu einer Rumba. Mit dem Titel "Ranger Rumba" gelingt es Raphael Fays den oft sehr ernst wirkenden Flamenco mit lateinamerikanischer Beschwingtheit kokettieren zu lassen. Begleitet wird der Gitarrist von einer erlesenen Schar hervorragender Musiker, von denen ich besonders den Violinisten Laurent Zeller herausheben möchte.Der arbeitet sonst bei der französischen Gipsyjazz-Kapelle "Les Pommes de Ma Douche" und weiß jenen Stephane Grappelli Stil brillant wiederzugeben.
© Karsten Rube


Holger Paetz "Songs"
einLächeln, 2009

www.holger-paetz.de

Holger Paetz gehört zur breiten Masse der mittelmäßigen Werktätigen in der Humorproduktion, die zwischen gesprochener Verballhornung und gesungener Häme hin und her pendeln. Seine CD "Songs" aus dem Jahr 2009 versammelt 10 Lieder gesungener Reflexionen eines Alltags, den man nicht mit ihm teilen möchte. Denn trotz seines humoristischen Berufs scheint er nicht viel zu lachen zu haben. Er plagt sich mit Mitmenschen, die ihn stören, wie im Lied "Jürgen" zu hören ist und ärgert sich über die omnipräsenten Altpolitiker, denen ihre frühere Parteipolitik heute keine Last mehr ist, wie er in "Pensionierte Politiker" kundtut. Dem Mittelstand, der sich in Heim und Garten in einem aufregungslosen Leben eingerichtet hat, kann er ebenso wenig Sympathie abgewinnen, wie der Hauptstadt, in der immerhin die meisten Kehrwochenflüchtlinge der Republik leben. Und dann sind da noch die "Deutschen Senioren", die als "Kukident- Hooligans" seine Kreise stören und ihm gewaltig auf den Zünder gehen. Ja, der Kabarettist hat's schwer.
Paetz wird als Sprachvirtuose gefeiert. Davon ist auf der CD nichts zu bemerken. Seine Verse wirken auf dem Tonträger so billig, wie die Reime des peinlichen Onkels bei einem runden Jubiläum: rhythmisch holprig und arm an Klangfarbe. Die musikalischen Möglichkeiten, die die Instrumentierung seiner Band böten, lässt er ungenutzt. Die 10 Songs wirken nicht anders als jede beliebige unambitionierte von Berufs wegen runtergeschrammelte Nölerei. Kabarettisten haben die Stammtischpöbelei zum Beruf erhoben. Kabarettisten, die von dieser Tätigkeit leben müssen, arbeiten auch nur am Fließband. Man muss ja von was leben. Da kommen nun mal nicht immer bemerkenswerte Unikate zum Vorschein. Als Erfinder der Neiddiskussion kratzen sie mit großer Hingabe mit den Fingernägeln am Schorf gesellschaftlicher Missstände und es gelingt ihnen dabei mühelos die unverhohlene Sympathie all jener Kulturgruppen zu gewinnen, die auch nichts verändern wollen, aber gern und laut schadenfroh lachen. Immer weist der ausgestreckte Finger weg von sich. Wenige, bemerkenswerte Kabarettisten waren mutig, manche sind heut laut und bissig, die meisten knurren ohne an ihrem sozialen Halsband ernsthaft zerren zu wollen, denn Revolutionäre waren Kabarettisten noch nie. Holger Paetz ist auch keine Ausnahme.
© Karsten Rube


Yellow Sisters "Tubab Woman"
Indies Scope Records, 2010

www.yellowsisters.com

Vier hauptsächlich a cappela singende Damen aus Tschechien verbergen sich hinter dem Namen Yellow Sisters. Ihre CD "Tubab Woman" zeigt nicht nur ihren vorzüglichen Umgang mit ihren gut ausgebildeten Stimmen, sondern erweist sich ganz nebenbei als eine gut gelaunte Platte zwischen Weltmusik, Soul und Jazz. Es sind abwechslungsreiche Songs, die mal in recht süß klingendem Englisch mit tschechischen Akzent und manchmal komplett auf Tschechisch gesungen werden. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig, wenn der Gesang auf einen Reggaerhythmus gelegt wird. Doch auch das funktioniert ziemlich gut und nach mehrmaligem Hören erweist sich ausgerechnet "Pramen", der tschechische Reggae, als das herausragende Stück der CD. "Tubab Woman" ist ein mutiges und geglücktes Experiment. Inspiriert fühlen sich die vier Frauen aus Prag übrigens vom afrikanischen Kontinent, was man ihrer Covergestaltung ebenso ansieht, wie ihrer Kleidung. Wer den tschechischen Internet-Auftritt besucht, darf sich sogar aktuellster Information über die Band erfreuen.
© Karsten Rube


Antonio Castrignano "Mara la Fatia"
Felmay, 2010

www.antoniocastrignano.com

Einer der umtriebigsten Tarantella-Musiker der Gegenwart ist sicher der auf der Halbinsel Salent ansässige Antonio Castrignano. Castrignano arbeitet mit Historikern zusammen, erforscht die Musik seines Landstriches und interpretiert Historisches auf moderne Weise. Viele seiner Kompositionen greifen historische Themen und Melodieführungen auf. Er variiert sie mit dem Einsatz seines Instrumentariums, das aus den folkloristischen Instrumenten Gitarre, Mandola, Mandoline, Tambourin und Akkordeon besteht. Hinzu kommt der sehr eindringliche und einfache Gesang von Antonio Castrignano. Er macht die Themen und die Lebensweise der Menschen dieser alten Kulturregion begreifbar, lässt sie über die Musik lebendig werden. Dank der niemals altmodisch wirkenden Interpretation fühlt man sich schnell an den Golf von Tarent versetzt. Castrignano eröffnete 2010 das vom Police- Drummer Stewart Copeland begründete Festival "Notte della Taranta". Dessen frühere Ausgabe eröffnete 2006 das Tanz- und Folkfest Rudolstadt und rief große Begeisterung hervor.
© Karsten Rube


Allan Frank "The Road so Far"
Apple Farm Music, 2009

www.allanfrankmusic.com

Allan Frank ist ein sympathisches Knautschgesicht von nunmehr sechzig Jahren. Ein gutes Alter, um eine Debüt-CD herauszubringen."The Road so Far" ist die Musik, die er in all den Jahren in sich getragen haben muss. Es ist ausgeruhte Roadmusik, Folkmusik mit Countryeinflüssen und Gospelanklängen. Gut gelungen ist seine Version von Mr. Bojangles. Den Song, den einst Sammy Davis jr. bekannt gemacht hat, interpretiert er hier in einer für den Americana-Sound typischen Weise, als Erzählung in Balladenform, begleitet von Gitarre und Mundharmonika. "Lift me up" ist wiederum ein Song bei dem Frank auf den stilistischen Fußspuren eines Johnny Cash wandelt. Ein wenig zu sehr nach Mainstream klingt "I got a Song". Da kann man schnell weiter gehen und bekommt dafür mit "A Night in Buffalo" einen erstklassigen Countrysong serviert. Ebenso verhält es sich mit dem Titelsong "The Road so Far". Insgesamt ist „The Road so far“ eine ausgeglichene CD mit nur einem wirklich störenden Element. Was ihn geritten hat, diese Pseudo- Soundtrack- Geräuschkulisse "Night Before Battle" aufzunehmen, weiß wohl nur er allein.
© Karsten Rube


Peter Rowan & Bluegrass Band "Legacy"
Compass Records, 2010

www.peter-rowan.com

Peter Rowan ist bereits ein alter Hase im County-, Blues- und Bluegrassgeschäft. Seit den sechziger Jahren spielt er Gitarre, Mandoline und Banjo, war mit zahlreichen Bands unterwegs und spielte in den 80ern eine Zeit lang mit Flaco Jimenez zusammen. Auf seinem aktuellen Album "Legacy" kehrt Rowan zurück zu seinen Bluegrasswurzel. "Legacy" ist ein gradliniges Album mit authentischer Westernmusik. Dabei zeigt Rowan, dass man auch nach vierzig Jahren Musikerdasein mit einfachen und traditionell scheinenden Liedern ziemlich frisch und ausgeschlafen wirken kann. Als Songschreiber macht er manch jüngeren Countrymusikern immer noch was vor. Besonders die leisen und melancholischen Lieder, die nach innerer Einkehr klingen, sind in ihrer simplen Beschaffenheit sehr eingängig und bleiben nachhaltig im Ohr. Aber auch die flinken Bluegrassnummern, wie "Turn the other cheek" und "Lord Hamiltons Yearling" sind eingängig und sorgen für gute Laune. Mit dem Banjospieler Keith Little hat Rowan einen exzellenten Musiker an seiner Seite, dessen zahlreiche Solos allein schon den Kauf der CD wert sind.
© Karsten Rube


Bimbache Jazz Y Raices
"La Conducion Humana"
ESC Records, 2008

www.bimbache.info

El Hierro, die kleinste Insel des kanarischen Archipels ist eines der knapp 600 Biosphärenreservate auf der Welt. Es ist also laut Definition eine vom Menschen geschaffene Kulturlandschaft, die zu schützen ist. Es ist auf jeden Fall ein Platz auf der Welt, auf der man in Ruhe Ideen aushecken kann. Dies dachte sich der Jazzgitarrist Torsten de Winkel, als er 2005 das Bimbache-Projekt ins Leben rief. Auf El Hierro rief er verschieden Musiker aus aller Welt und unterschiedlichen Kulturkreisen zusammen, um mit ihnen nach musikalischen Übereinstimmungen und Verbindungen zu suchen. Zehn Tage arbeiten sie auf der Insel Ideen aus, die sie dann auf Konzerte und Festivals rund um die Welt tragen. Das Ergebnis aus dem Jahr 2008 findet man auf der CD "La Conducion Humana". Neben dem Gitarristen de Winkel agieren Musiker aus Spanien, dem Benin, Kuba und Deutschland sowie dem Iran, aus Russland und der Schweiz. "La Conducion Humana" ist eine multikulturelle Jamsession, in der sich traditionelle Gesänge und folkloristische Melodien mit Jazz zu einer harmonischen Einheit verbinden, ohne dass ein Brei entsteht, der die einzelnen Elemente nicht mehr erkennen lassen würde. Musiker der Kanarischen Inseln sind als Gastgeber an dieser Produktion besonders intensiv beteiligt. Auf der CD ebenfalls enthalten ist ein kurzer dokumentarischer Trailer, der Sinn und Ablauf des El Hierro Jazz und Roots Festivals erklärt.
© Karsten Rube


Steve Ashley "Time and Tide"
Topic Records, 2007

www.steveashley.co.uk

Der Brite Steve Ashley ist ein in England seit Jahrzehnten bekannter Folkmusiker. Man bringt ihn mit der Gründung der Albion Band und mit Fairpoint Convention in Zusammenhang. Bereits sein erstes Soloalbum "Stroll Album" im Jahr 1974 war mehr als ein Achtungszeichen. Sein 2007 erschienenes Soloalbum "Time and Tide" zeigt Ashley als großen Folkpoeten. Gefühlvolle Balladen beinhaltet das Album, einfach arrangierte Songs, aber auch Lieder, die von auffälligen Streicharrangements geprägt sind, für die der 2009 gestorbene Robert Kirby verantwortlich zeichnet."Time and Tide" ist ein zartes und leises Folkalbum mit vielen emotionalen Augenblicken. Dass er auch mal zum flotten Tanz auffordern kann, beweist er völlig überraschend mit "Pub Carpets". Doch dies ist die Ausnahme, auf dieser CD, die vor allem im Winter eine anheimelnde Stimmung verbreitet.
© Karsten Rube


Watermelon Slim "Ringers"
Northernblues, 2010

www.watermelonslim.com

Watermelon Slim hat bisher ein aufregendes Leben gelebt. Vom Vietnamkrieger zum Vietnam-Kriegsgegner gewandelt, veröffentlichte er 1973 sein erstes Album und verarbeitete darin seine Erlebnisse. Das Spielen der Slidegitarre brachte er sich im Lazarett bei. Seitdem ist er ein unermüdlicher Bluesmusiker. Auf dem aktuellen Album "Ringers" verlässt er die gewöhnlichen Bluespfade und begibt sich nach Nashville. So gelingt ihm ein überzeugendes Album, das sich nicht an Regeln von Blues und Country hält, sondern beides gekonnt und harmonisch miteinander verbindet. Watermelon Slim beherrscht die Musik des amerikanischen Südens, ohne sich von Stilgrenzen beschränken zu lassen. Seine eigenwillige Stimme und sein starker Akzent machen das Album "Ringers" zu einem authentischen Augenblick in der amerikanischen Rootsmusik.
© Karsten Rube


My sweet Patootie "Patootified"
Easy Bake Records, 2010

www.mysweetpatootie.com

Das ist mal eine wunderbar unangepasste Folk-Jazz CD. Die kanadische Sängerin und Geigerin Sandra Swannell hält nicht viel von starren Standards. Kanadische Folkroots klingen gut, aber mit einer lockeren Schicht aus sahnigem Slow-Swing, kann man beim Hören nur schwer ein feuchtes Auge unterdrücken. "Patootified" klingt nach entspannter Musik vom Rand der Great Plains, wo man nach getaner Tagesmüh auf Feld und Weide gern abends noch ein Tanzbein schwingt oder wenigstens verträumt das eine oder andere Bier stemmt. Altmodisch kann man die Musik nennen, was aber mit einem verklärten nostalgischen Blick einhergeht. Da hört sich selbst der gecoverte Rocksong "Hit me with your best Shot" von Pat Benatar plötzlich an, wie ein Lied, das man gemütlich vom Traktor pfeift. Zugegeben, manchmal klingt diese Kombination aus rührseligem Countrysong und weinender Geige etwas kitschig, aber mir gefällt so was.
© Karsten Rube


Inneke23 & The Lipstick Painters
"Elephant Crossing"
Corazong Records, 2007

www.inneke23.be

Schon ein bisschen älter, aber nicht ungehört soll die Debüt-CD "Elephant Crossing" der belgischen Musikerin Ingrid Veerman bleiben. Ihr Bandprojekt verbirgt sich unter dem Namen Inneke 23 . Die Songwriterin Veermann hat sich zunächst als Punkmusikerin versucht, bevor sie sich ihrer Leidenschaft, dem amerikanischen Crossover-Folk verschrieb. Den spielt sie auf "Elephant Crossing" mit sehr viel Mut zur Variation. Die E-Orgel wird dabei ebenso wenig geschont, wie ihre Stimme, die immer an der Grenze zur Heiserkeit kratzt. Inneke 23 setzt bei ihrem Debüt auf eigene Songs, greift aber auch zu ganz gelungenen Coverversionen, wie "Oh Sister" von Bob Dylan und die Lucinda Williams Komposition "I envy the Wind". Mittlerweile ist bereits die zweite CD dieser interessanten belgischen Formation erschienen. "Chacoral" heißt das Folgealbum, das 2009 auf den Markt gekommen ist.
© Karsten Rube


Incendio "Vihuela"
Eigenverlag, 2009

www.incendioband.com

Das in Los Angeles beheimatete Gitarrentrio Incendio arbeitet seit 10 Jahren zusammen. In einer Zeit, in der sich die Plattenindustrie fast ausschließlich auf Gewinn maximierende, wenn auch kurzlebige One-Hit-Wonder verlässt, verlässt sich ein instrumental agierendes Musikerensemble völlig zu Recht, nicht auf die Plattenindustrie. Sie legen ihre Musik auf ihrem eigenen Music-Label auf und versuchen sie so gut es geht, selbst zu vermarkten. Das ist zwar wesentlich anstrengender, als sich auf einen Major-Verlag zu verlassen. Gleichzeitig sehen sie aber auch, wo ihre Musik gehört und genossen wird. Nicht beteiligte Alibiproduzenten werden dadurch nicht mit Gehältern versorgt, die sie nicht verdienen. Und so wie es aussieht, fährt das Trio seit einem Jahrzehnt auch ganz gut damit. Ihre virtuosen Gitarrenkünste haben sie in dieser Zeit weiter entwickelt und mit ihrem nunmehr siebten Album "Vihuela" beweisen sie erneut, dass sich anspruchsvolle Instrumentalmusik durchaus hören und genießen lässt. "Vihuela" ist erneut ein Spagat zwischen klassischer Gitarrenmusik, mediterraner Hofmusik, lateinamerikanischem Akustiksound und andalusischem Entspannungsfolk. Also eine Fusion, die Gefahr läuft, in unentschlossenem Geklimper zu versickern. Nicht so auf der CD "Vihuela". Hier will man einfach zuhören, wie sich die Einflüsse, die sich durch zahlreiche Reisen der Musiker in ihrem Spiel Bahn brechen, zu einem farbenfrohen, klangvollen Gesamtbild vereinigen. So lassen sich an mehreren Stellen Spuren peruanischer Andenfolklore erkennen, die mit Flamencoklängen wetteifern. Eine sehr gelungene CD, der man möglichst viele Hörer wünschen möchte.
© Karsten Rube


Al Mouraria "Fadinho a 2"
Eigenverlag, 2010

www.al-mouraria.com

Unter dem Namen Al-Mouraria agieren ein paar sehr entschlossene Fadomusikerinnen - und musiker aus Lissabon. Weniger beschränkt auf die traditionelle Vortragsweise, wie sie in den kleinen Höfen und Tascas des kleinen verfallenden Lissabonner Stadtteils Mouraria entstand, präsentieren Al-Mouraria den Fado eher als eine Art moderne Kammermusik. Neben dem typischen getragenen Gesang des Fados, der von der portugiesischen Gitarre begleitet wird, kommt hier ein Streichquintett zum Einsatz. Selbst Akkordeon und Saxophon - sonst für den Fado eher untypisch - ergänzen die Musik. Gesungen werden weitgehend bekannte Fados. Portugal besitzt einen großen Fundus an Fados. Lieder von Joäo Gil und Dulce Pontes sind zu hören. Valentim Filipe spielt auf der CD nicht nur hervorragend die portugiesische Gitarre, sondern hat als künstlerischer Leiter des musikalischen Projektes auch alle Lieder arrangiert. Unter den vielen Fado-CD's, die in Lissabon produziert werden, sticht "Fadinho a 2" nicht unbedingt heraus, gibt sich aber Dank der gelungenen Arrangements deutlich unterhaltsamer, als manche der Tragik betonenden Produktionen dieses Genres.
© Karsten Rube


Mélange Oriental "Mélange Oriental"
Extraplatte, 2010

Melange Oriental - der Titel klingt wie eine Gewürzmischung und tatsächlich, googelt man, bekommt man unter diesem Namen vor allem Kaffee-, Tee- und Gewürzmischungen geliefert. Dass dies sinnstiftend für ein musikalisches Projekt sein kann und tatsächlich dem Traum von 1001 Nacht nahekommen könnte, bemerkt man schnell, wenn man sich die CD "Melange Oriental" anhört. Hier gibt es tatsächlich eine seltene, aber gelungene Mischung zu entdecken. Musiker aus der Steiermark treffen auf Musiker aus Jerusalem. Gemeinsam entdecken sie den Mittelpunkt der Welt - wie er im Mittelalter benannt wurde und wie er auch heute noch von drei der großen Weltregionen empfunden wird - musikalisch neu. Jüdische Kultur, Islam und Christentum leben in der Stadt so dicht beieinander, dass man sich wundert, wie deutlich abgegrenzt sie voneinander agieren. Lediglich in der Musik scheint ein harmonisches Ineinandergreifen von Ideen möglich zu sein. Nichts Geringeres passiert auf der CD „Melange Oriental“. Sie besitzt die in Träume einbindende Qualität einer Hörreise, in der man unvermittelt von einer Empfindung in die nächste geschleudert wird. So wird aus einem mittelalterlichen Lied der Kreuzfahrerzeit, allmählich eine arabische, von der Oud gespielte Harmonie. Vom Horn, das den Shabbat ankündigt, gelangt man in eine jüdische Weise, die einst der jüdische Komponist Ernest Bloch für seine Suite "From a jewisch Life" ersann. Direkt aus diesem jüdischen Lied heraus erklingt der Ruf des Muezzins, als befände sich sein Minarett gleich hinter der Mauer, die das jüdische Viertel vom moslemischen trennt. Immer wieder greift ein Kulturkreis in den anderen. Nie stoßen sich die Kulturen, sie fließen vielmehr harmonisch ineinander. Warm, süß, mit einer kleinen bitteren Note, wie ein Traum aus 1001 Nacht ist diese Melange geworden, betörend, geheimnisvoll und voll der Verheißungen, die süchtig machende Träume besitzen.
© Karsten Rube


Various Artists "Classic Sound of New Orleans"
Smithsonian Folkways, 2010

www.folkways.si.edu

Einen musikhistorischen Rückblick kann man erfahren, wenn man sich die CD "Classic Sound of New Orleans" anhört, die beim renommierten Label Smithsonian Folkways erschienen ist. Das Label, das musikalische Regionen wie mit einer Lupe vergrößert und genauer betrachtet, widmet sich mit dieser CD der Musik des New Orleans Jazz. Bis auf wenige Ausnahmen stammen die Einspielungen aus den fünfziger Jahren. Märsche und Dixieland, das ist die Musik des Mardi Grass. Diese sehr ausführliche Sammlung ist sicher etwas für den interessierten Musikhistoriker, ist aber in ihrer Auswahl nicht sehr abwechslungsreich.
© Karsten Rube


Tone Bent "Say what you will"
Big Door Prize Records, 2008

www.tonebent.com

Tone Bent ist ein Duo bestehend aus den Musikern Robin Eschner und Bill Horvitz. Beschränkt auf Gitarre und Banjo beinhaltet die CD "Say what you will" 12 Songs, die Robin Eschner in einem Zeitraum von knapp 10 Jahren geschrieben hat. Das sind alles sehr eingängige, melodiöse Balladen. Texte, vom Blick über den Zaun. Robin Eschners Gesang ist dabei weich und zart. Bill Horvitz, eigentlich als Jazz-Gitarrist bekannt, ergänzt die Songwriterin mit seinen Gitarrenkünsten, die er auf der CD allerdings eher zurückhaltend einsetzt. Gesanglich liegt er jedoch des öfteren neben dem richtigen Ton. Das ist der Punkt, der der CD etwas die Balance stiehlt.
© Karsten Rube


Bardomaniacs "Im Wasser"
Eigenverlag, 2010

www.bardomusik.de

Das Berliner Trio Bardomaniacs spielte sich durch Varietés, Kleinkunstbühnen und Zirkusmanegen. Ihr Auftrag lautete also "Unterhaltet!". Dass sie das mittlerweile beherrschen, davon kann man sich ein akustisches Bild auf ihrer CD "Im Wasser" machen. Die Bardomaniacs nehmen den Hörer mit auf eine Reise durchs Wasser. Alle ihre Songs haben einen Bezug zum nassen Element, vom ersten Lied, das "Quelle" heißt und eine fröhlich sprudelnde Stimmung mit Akkordeon und Saxophon erzeugt, über "Spree" und "Havel", die dem ausgelassenen Treiben der Menschen an und auf dem Wasser mit quirliger Jahrmarktsmusik begegnet, hinüber zu "Seine", die natürlich durch eine etwas melancholische Musette charakterisiert wird. Aber auch der "Titanic Blues" ist sehr gelungen, ein leicht besoffener Tanz, der eine allgemeine Lethargie ausdrücken will.
Im zweiten Teil der CD wird die Musik und das was die Bardomaniacs ausdrücken wollen, schon etwas fantastischer. Sie begegnen König Ludwig, der irgendwann mal ins Wasser gegangen ist und da irgendwo auch noch rumschweben muss. Später verarbeiten sie "Sturm und Sonnenschein" in einer ziemlich dramatisch klingenden Weise. "Sofia im Regen" geht als langsamer Walzer durch. Da hier keinerlei balkaneske Klänge erzeugt werden, gehe ich davon aus, dass hier eine weibliche Person namens Sofia gemeint ist und nicht die bulgarische Hauptstadt. Als Wasserfreund kommt man an der Seefahrt nicht vorbei. So bleibt es denn auch nicht aus, dass der abgetakelte Shanty vom "Drunken Sailor" noch aus dem Brackwasser gefischt wird, in dem er dümpelt. Spaß macht es übrigens, für diese Musik eine Schublade zu finden. Am Versuch diese erzählerisch einfallsreiche Musik irgendwo einzuordnen, bin ich jedenfalls gescheitert. Selbst die Bezeichnung Urbane Folklore will mir angesichts der Reise, die man auf der CD unternimmt, nicht recht passen. Aber das ist alles andere als ein Manko.
© Karsten Rube


Hot Club of Cowtown
"What makes Bob Holler"
Proper Records, 2010

www.hotclubofcowtown.com

Beim Namen Hot Club klingelt es bei mir. War das nicht das erste Ensemble, das Django Reinhardt, sein Bruder Joseph und der legendäre Stephane Grappelli im Paris der dreißiger Jahre gründeten? Hot Club of Cowtown ist die texanische Variante. Drei junge und wie man hören kann, überaus gut gelaunte Musiker spielen auf der CD "What makes Bob Holler" besten Western-Swing. Dafür genügen eine Geige, ein Bass und eine Gitarre. Ihre Songs sind eine wohlwollende Hommage an die Zeit, wo kleine Swing-Truppen von Ort zu Ort zogen, um zum Tanz aufzuspielen, für geringe Gage, ein paar Getränke und die ganze Zeit in einem Bus ohne Klimaanlage.
Heute touren sie natürlich komfortabler, denn obwohl ihre Musik eigentlich für die kleinen Säle geschrieben wurde, eröffneten sie Konzerte von Bob Dylan, Willie Nelson und Roxy Music. "What makes Bob Holler" macht Laune. Wer mit hängenden Mundwinkeln aus dem Bett steigt, sollte neben dem Morgenkaffee diese CD zu sich nehmen. Dann klappt's auch mit dem Lächeln.
© Karsten Rube


Bengalo "Foy"
Etnisk Musikklubb, 2010

www.myspace.com/bengalomusic

English CD Review Verwirrend ist CD-Cover und Name der Band Bengalo. Auf dem blumengeschmückten Eingangsbild prangt der Name und man denkt sich zu erst - logisch - nach Bangladesh. Weiter gefehlt könnte man kaum haben. Bengalo stammen aus Serbien und haben ihr aktuelles Album "Foy" in Norwegen eingespielt. "Foy" besteht zum Teil aus tanzbaren Balkan-Beats aus der Feder von Jovan Pavlovic und Anne Fossen, zum anderen aus traditionellen Melodien aus Serbien und Griechenland. Das ist angenehm zu hören und öffnet das Ohr für die lebendige Kultur Serbiens.
© Karsten Rube


Matthew Davies "Highway Specific"
Eigenverlag, 2009

www.matthewdavies.org

Deutlich an Bob Dylan und Tom Petty orientiert sich der aus Wisconsin stammende Songswriter Matthew Davies. Gitarre, Mundharmonika, nur bedingt harmonischer Gesang, dies sind die Grundelemente der Musik von Davies. Dabei klingt der Musiker nicht so, als wolle er Dylan oder auch Neil Young kopieren. Die alten Haudegen der amerikanischen Folk- und Songwriterszene sind sein Leitmotiv, dem er folgen möchte. Die CD "Highway Specific", die 2009 erschienen ist, schleppt sich ein wenig über die relativ kurze Distanz von einer halben Stunde. Wehmut und Vergeblichkeit liegt in den Songs, als wäre alles, was noch zu sagen bliebe ein "Goodbye". Gerade das Lied "Think about me", das deutlich nach Dylan klingt, setzt eine Art Schlussstrich unter die Platte. Insgesamt kein großer Wurf, aber durchaus ein Grund, weiterhin auf die Entwicklung des Musikers zu achten.
© Karsten Rube


Gar Francis "The More Things Change,
The More They Stay The Same"
Bong Boy Records, 2010

www.garfrancis.com
Gar Francis Musik erinnert mich an Willie de Ville. Seine breit gezogene Aussprache, die starken Gitarrenriffs und die mit gepresster Energie vorgetragenen Songs lassen Gar Francis in einer Reihe stehen, mit Dylan, Petty und eben DeVille. Francis, der Mann aus New Jersey veröffentlichte 2010 sein Album "The More Things Change, The More They Stay The Same". Zwölf vortreffliche Americana-Songs hat er auf diesem Album zusammengetragen. Gleich mit dem ersten Lied "Midnight in Rome" gelingt es ihm den Hörer zum Mitpfeifen zu animieren. Die folgenden Songs sind nicht weniger eingängig. In "The Bank of the River" gibt sich Francis eher als klassischer Songwriter und mit "She's still Blue" bringt er einen tadellosen Countrysong zu Gehör. Gar Francis' Album ist ein wirklich gelungenes Americana- Album, das absolut radiokompatibel ist.
© Karsten Rube

Teye e Belén "Flamenco Obsesiona Arte"
CoraZong, 2004

www.teyeandbelen.com

Friesisches Temperament bringt man nicht unbedingt mit andalusischer Ausgelassenheit in Verbindung. Aber, wo immer Vorstellungen und Klischees festsitzen, wird gewiss eine exzentrische Ausnahme diese aufbrechen. Der Holländer Teye hat sich wie kaum ein anderer Künstler von der Nordseeküste in die heiße Leidenschaft des Flamencos gestürzt und sie zu seiner Geliebten gemacht. Für ihn und seine musikalische Partnerin Belén heißt Flamenco Leidenschaft und Kunst: "Obsesionarte". Dabei wird wild geklappert und geklatscht, mit den Beinen getrommelt und die Gitarre zerpflückt, dass einem am Ende die Ohren klingeln. Bitterernst wollen sich die beiden Musiker bei dieser Kunst nicht geben. Ihr spaßiges Video, das der CD angehängt ist, zeigt den ganz in schwarz agierenden Gitarristen, wie er mit gut gestimmtem Instrument aus dem Wasser steigt und die schöne Tänzerin bezirzt. Schließlich folgt sie ihm ins Wasser, wo sie auf dem Meeresgrund eine Flamencosession abziehen. Das wirkt etwas albern, scheint aber Spaß gemacht zu haben. Und den Spaß hört man der ganzen CD an.
© Karsten Rube



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