FolkWorld Ausgabe 40 11/2009

Leserbriefe


Der Singende Tresen: Kein Teil von Etwas

Gerade haben wir Karsten Rubes Kritik unserer neuen Scheibe bei Euch entdeckt und damit auch die erste richtige Negativrezension in acht Jahren Singender Tresen. Wurde ja mal Zeit. Aber: Obwohl ich es eigentlich ganz lustig finde, einem Fantasyfan seine Scheibenweltidylle beim Toscana-Urlaub mit ein bißchen Realität verhagelt zu haben

Der Singende Tresen
www.dersingendetresen.de

und obwohl es unserer Sängerin überaus schmeichelt, nicht Herrn Rubes folkloristischer Vorstellung von Weiblichkeit zu entsprechen, möchte ich Dich doch fragen, ob Du es journalistisch vertreten kannst, wenn einer Band in einer Folkworld-Rezension gleich an zwei Stellen unterstellt wird, sie seien Alkoholiker. Als politisch engagierte hauptberufliche Künstler mit einer ganzen Reihe von Buch-, CD- und Theaterproduktionen, sowie diversen Auszeichnungen (mit dieser Scheibe gerade wieder CD des Monats, Liederbestenliste) finden wir eine solche rufschädigende Unterstellung unerträglich. Der Rechtsbegriff dazu lautet 'Verleumdung'.

Man kann ja vielleicht der Ansicht sein, dass ernste Themen in der Musik nichts zu suchen haben, und man kann auch eine spezielle musikalische Herngehensweise per se scheiße finden (insbesondere wenn man gar nicht versucht, sich mit ihr auseinanderzusetzen), aber die Künstler persönlich zu verunglimpfen geht einfach zu weit. Auch, wenn der Rezensent das Werk völlig zu recht als künstlerischen Angriff gegen die eigene hedonistisch-asoziale Weltsicht begreift. Ich kann mir schwerlich vorstellen, dass es dem Geist von Folkworld entspricht, die Meinungsfreiheit der Rezensenten über die Persönlichkeitsrechte der Künstler zu stellen. Mit besten Grüßen, Markus Liske

»Solange Kritiken sachlich bleiben und nicht wie eine persönliche Abrechnung daherkommen, ist auch eine schlechte Kritik meist besser als gar keine Zeile. Doch vielleicht steckt in einem bösen Verriss viel mehr Liebe und Sympathie als es den Anschein hat, weil Zuneigung und Ablehnung insgeheim Blutsbrüder sind.«
(Boris Steinberg -> FW#40)
Beim genaueren nochmaligen Lesen fällt mir immer noch kein persönlicher Angriff auf, der die Band oder einzelne Mitglieder konkret als Alkoholiker bezeichnet. Allerdings scheint mir die Klientel, die sie bedient, beschreibt und an deren Applaus sie sich nährt, eine gewisse Anfälligkeit dafür zu besitzen. Auch selbstgegebene Begriffe wie "Barfrau" Präkels, als Begründerin der "Sperrstundenmusik", "Tresenlieder" und der Bandname lassen eine gewisse Assoziation zu. Iss ja nichts so, dass ich mich als Berliner in Berlin nicht auch gelegentlich rumtreibe und die Orte nicht kennen würde, wo sie gelegentlich gastieren. Erstaunlich daran ist, dass sich ein für schwarzhumorige Texte bekannter Satiriker, dessen gebloggte myspace-Texte und Buchveröffenlichungen auch nicht gerade vom feinfühligen Umgang mit dem Mitmenschen strotzen, mit dem" Rechtsbegriff der Verleumdung" hausieren geht. Sein Satiresammlungsheftchen "Freier Fall für Freie Bürger" wird von ihm mit dem Intro versehen: "Achtung! Dieses Buch enthält beleidigende Äußerungen u.a. gegen ...". Auch die Auszeichnung "hedonistisch-asozial", die sie mir verleihen, finde ich, ist ganz amüsant. "Asozial" bezeichnet an sich ein von der geforderten oder anerkannten gesellschaftlichen Norm abweichendes Individualverhalten, sagt der Brockhaus. "Kein Teil von Etwas" klingt in jedem der versammelten Texte nicht gerade nach angepasster Mehrheitshörigkeit. Und was den Hedonismus angeht, so sind Spielorte wie Acud und Kaffee Burger nicht bekannt als erklärte Sammelbecken der Gegner der Spaßgesellschaft. Ich finde die Reaktion auf die CD-Rezension nachvollziehbar und die darin geäußerte Unmut durchaus verständlich. Eine persönlich Verunglimpfung der Personen liegt mir fern. Eine Verhöhnung ihrer Weltsicht jedoch mag mir da näher liegen. Ich habe mich über die Reaktion gefreut, zumal es wenigstens mal eine deutliche war. Schön, wenn sich Künstler selbst so ernst nehmen können. Karsten Rube


www.reel-bach-consort.de

Reel Bach Consort

Hi! Mit CD-Rezensionen habe ich sehr gemischte Erfahrungen gemacht, da wird ja teilweise ein Mist zusammengeschrieben, das geht auf keine Kuhhaut, aber eure Seite sieht ja diesbezüglich sehr gut aus, deshalb schicke ich euch gerne eine CD. Auf dass unser Projekt in der weiten Welt bekannt werde... Herzliche Grüße, Hubert Arnold

Wir hoffen, dass wir die Erwartungen erfüllt haben: Reel Bach Consort "Quod Libet" (FW#40)


Englischsprachige Leserbriefe

Schickt uns eure Kommentare!

Zur FolkWorld-Hauptseite

© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 11/2009

All material published in FolkWorld is © The Author via FolkWorld. Storage for private use is allowed and welcome. Reviews and extracts of up to 200 words may be freely quoted and reproduced, if source and author are acknowledged. For any other reproduction please ask the Editors for permission. Although any external links from FolkWorld are chosen with greatest care, FolkWorld and its editors do not take any responsibility for the content of the linked external websites.


FolkWorld - Home of European Music
FolkWorld Home
Layout & Idea of FolkWorld © The Mollis - Editors of FolkWorld