FolkWorld Ausgabe 35 02/2008; Live-Bericht von Adolf 'gorhand' Goriup


Suicidal Yodels
Erika Stucky @ Kellertheater Brig, 15.2.08

Einmal mehr hat mich das Kulturprogramm des Briger Kellertheaters magnetisch angezogen. Diesen Freitag gab die im Gomsertal aufgewachsene einheimische Jazzsängerin Erika Stucky ein Gastspiel und füllte die Reihen mit einem gemischten Publikum. Sie wurde von ihrem langjährigen Freund aus New York City Jon Sass an der Tuba und dem Salzburger Sänger und Posaunisten Sebastian Fuchsberger begleitet.

Das Briger Kellertheater im ehemaligen Carnotzet (schweizerisch für kleine Kellerschenke) des Stockalper Schlosses wurde in den 70er Jahren gegründet, in denen überall in der Schweiz eine aktive alternative Kleintheaterszene entstanden ist.
Erika Stucky
Icon Sound Killer Queen, Love Hurts,
       Whiter Shade, You Know

www.erikastucky.ch
Das Programm stellt eine gute Mischung aus Musik, Theater und Kabarett dar und bietet beinahe jede Woche eine Veranstaltung an.

Stucky live bedeutet immer eine einzigartige Inszenierung aus Musik, Geschichten, stillen und bewegten Bildern und einer großen Portion Humor. Die in San Francisco geborene Künstlerin mischt auf der Bühne den für Außenstehende schwer verständlichen Oberwalliser Dialekt und amerikanisches Englisch übergangslos; zum Glück lebe ich bereits seit 20 Jahren hier im Wallis und habe daher keine Probleme damit.

Ihr aktuelles Programm „Suicidal Yodels“ passt sich dieser multikulturellen Vorgeschichte perfekt an. Hier treffen die mystischen Geschichten der versteckten Bergdörfer mit ihren traditionellen Jodelgesängen auf die innovativ-experimentelle Jazzszene von New York oder Kalifornien.

Auf der Bühne stehen ein kleines Sofa vor einer großen Leinwand, zwei Stühle und drei Mikrophone. Erika wirft bei den hintersten Reihen mit Kaffeelöffeln um sich und betritt dann die Bühne vom Publikum aus mit einer Schneeschaufel und einem Kleiderbügel in der Hand und macht damit Musik. Dann gesellen sich die beiden Musiker dazu und die Show geht los.

Fuchsberger und Stucky jodeln sowohl gemeinsam wie auch abwechselnd und Sass spielt dazu auf seiner Tuba, wie man es selten zu hören kriegt. Obwohl authentische Jodelklänge vorherrschen, so schwingt der Jazz durch die Begleitung mit Tuba und Posaune immer mit. Manchmal lösen sich alle kulturellen Schranken in nichts auf und das ganze klingt dann beinahe wie afrikanische Gesänge.

Dann setzt sich Erika auf das Sofa, nimmt ein Laptop zur Hand und spielt einen
Sebastian Fuchsberger, Erika Stucky, Jon Sass
Sebastian Fuchsberger, Erika Stucky, Jon Sass
Film ab: Stucky mit Hundemaske und Schwizerörgeli tanzt in der Küche zum Live gesungenen „Cowboy Prayer“, einem typischen Western Jodler. Oder spielt da Stucky zum Tanz? Erika treibt Erika an und Stucky scheint Stucky zuzuhören.

Später wird das Programm jazzlastiger und das Publikum hört Lieder von Doris Day, Dean Martin, aber auch Popsongs, bei denen das Publikum mitmachen darf. Vorgebracht werden diese Stücke jedoch alle in dem typisch skurrilen und musikalisch großartigen Stil.

Das Konzert war ein einzigartiges Erlebnis: Jon Sass verblüfft mit seinem virtuosen Spiel an der Tuba. Er singt und bläst gleichzeitig, lässt das Instrument wie ein Perkussionsinstrument erklingen und spielt damit die schönsten Melodien. Sebastian Fuchsberger singt mit einer Tenorstimme, die man eher an Opernbühnen erwarten würde und dazu spielt er eine meisterhafte Posaune.

Und selbstverständlich begeisterten mich der Witz, die Bühnenpräsenz und die Musikalität von Erika Stucky. Sie jodelt und singt den Jazz im Stile von Luis Armstrong, sie lässt es fetzen und singt dann wieder wunderschöne Melodien.

Photo Credits: (1)-(2) Erika Stucky & Band (by Adolf 'gorhand' Goriup).


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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 02/2008

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