FolkWorld Ausgabe 34 11/2007; Artikel von Walkin' T:-)M
A Decade of Folk
ulman
Mitte der neunziger Jahre versetzte die Leipziger Band ulman die deutsche und europäische Folkszene in Unruhe. Dann tauchten die Musiker unter, um zehn Jahre später der Welt erneut zu zeigen, dass Deutschfolk an die internationale Weltmusikszene anschließen könnte. Wenn wir nur wollten.
ulman "vibes" www.ulman.info |
Der Bandname ulman verweist auf die Verwandschaft von dreien der vier Bandmitglieder. Johannes und Andreas Uhlmann sind Brüder, Till Uhlmann ist ihr Cousin. Ulrich Stornowski sorgt für den notwendigen Blick von Außen.
Johannes und Andreas haben zusammen schon in der familiären Hauskapelle musiziert und wurden dabei mit europäischer Folkmusik bekannt gemacht. Ihr Vater, Peter Uhlmann, war Mitglied der ostdeutschen Folklegende Folkländer gewesen. Ihre Mutter Christine war Tanzmeisterin in der Tanz- & Springband, in der wiederum Matthias Uhlmann, Vater von Till, gespielt hat. Heute ist Peter Uhlmann für das Festivalbüro des TFF.Rudolstadt verantwortlich.
1994 gewannen Johannes und Andreas den Deutschen Folk Förderpreis. Johannes spielte diatonisches Akkordeon, Andreas die Posaune. Als sie sich im Jahr darauf mit ihrem Programm auf dem Tanz- und Folkfest in Rudolstadt präsentieren durften, nannten sie sich Gebrüder Uhlmann & Freunde. Als Perkussionist war Uli Stornowski mit von der Partie, den sie auf dem Folkfestival im schwedischen Falun kennengelernt hatten.
Apropos Schweden! Zum Leipziger Tanzhausfest 1994 gründeten Johannes und Andreas die Bal-Folk-Band Tyskarna (schwedisch: die Deutschen). Neben dem Leipziger Geiger und Tanzmeister Matthias Weyrich (nun im Programmbeirat des TFF) war gelegentlich der damals 14-jährige Till Uhlmann an der Drehleier mit von der Partie.
Mit ihren diversen Inkarnationen waren Johannes und Andreas auf den Festivals in Saint Chartier (Frankreich), Kaustinen (Finnland), Falun (Schweden) und in Roskilde (Dänemark) vertreten und demonstrierten einer staunenden Öffentlichkeit, wie deutsche Folkmusik entgegen allen Klischees klingen kann. Als U.L.M.A.N. (UnLimited Music And Noise) veröffentlichten sie 1996 das Album "Acoustic Power". Dann wurde es still um die Familienbande.
Wer offenen Auges und Ohres die Szene beobachtete, traf ab und an Johannes, Andreas und Till bei einer der vielen ostdeutschen Folk-Formationen der Jahrtausendwende, wie der Leipziger Folk-Session Band oder den Sieben Leben (die ein Nachfolge-Projekt der Bierfiedler sind, die wiederum aus Folkländer hervorgegangen sind). Nebenbei wurde ein ordentlicher musikalischer Hochschulabschluss angestrebt. 2006 betraten die Uhlmanns wieder die Bühne und schockierten gleichsam die deutsche Folkszene, in der sich eine Dekade lang nicht so furchtbar viel getan hatte.
ulman heißt die musikalische Frischzellenkur. Johannes spielt diatonisches Akkordeon und Bratsche, Andreas Posaune, Flöten und Samples, Till Drehleier, Geige und Samples und Uli die selbstgebauten ulman-Drums. Dabei handelt es sich um eine Davul (türkische Rahmentrommel), in der Snare, Tom und Becken eingespannt sind.
Die akustischen Instrumente treffen auf Beats und Grooves des 20. und 21. Jahrhunderts. Mal mehr rockig, ein andermal mehr jazzig. Die Melodien sind keiner bestimmten Tradition eindeutig zuordbar. Das Ganze klingt bisweilen ziemlich schräg, ist aber immer tanzbar und geht nach vorne.
Man kann sagen, was man will, aber ulman sind nicht nur ziemlich einzigartig in der deutschen Folk- und Weltmusik-Landschaft, sondern haben sich mit ihrer Melange verdientermaßen im Mai 2007 den creole-Preis für Weltmusik aus Deutschland erspielt.
Photo Credits:
(1)-(3) ulman (by folkBALTICA).
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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 11/2007
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