Ausgabe 23 09/2002

Das FolkWorld Editorial

Von FolkWorld's Walkin T;-)m

Dass in der Popmusik Ensembles auf dem Reissbrett entworfen und auf die Welt losgelassen werden, kann ich als bekannt voraussetzen. In der Spartenmusik Folk, Welt & Roots ist das bislang noch nicht der Fall gewesen. Die Betonung liegt auf noch nicht.

Da sich schließlich auch gewisse Folkmusiksparten, man denke etwa an Riverdance & Co., gut verkaufen lassen, war es sicherlich nur eine Frage der Zeit. Eine Dubliner Künstleragentur ist nun auf den Trichter gekommen und sucht für eine Band junge, talentierte Folkmusiker, die versprechen, eine bedeutende ,tour de force' in der irischen und internationalen Folkmusikindustrie zu werden.

Kandidaten in spe sollen einen hohen musikalischen Standard auf einem oder mehreren Instrumenten und ein ausgezeichnetes Repertoire und Kenntnis traditioneller Musik besitzen (das unterscheidet sie sicherlich von den Kollegen aus der Popmusik). Auch eine extrovertierte Persönlichkeit und überdurchschnittliche Bühnenpräsenz kann ja nicht schaden. Aber wichtiger noch, die Bewerber müssen zwischen 20 und 25 und in guter gesundheitlicher Verfassung sein und eine gepflegtes und modisches Äusseres haben.

Herr im Himmel! Schlimm genug, dass man grünes Stout in irischen Theme-Pubs vorgesetzt bekommt. Aber dass jetzt auch noch kleine plastic paddies auf uns losgelassen werden. Noch schlimmer, dass dem Unternehmen wahrscheinlich ziemlicher Erfolg beschienen sein wird.

"You can't market folk and traditional the way you can push the average teen-band. Folk fans actually like to hear verses rather than endlessly repeated choruses, they aren't greatly impressed with over production, they like songs to be about real people, authentic events and a wider range of emotions than conventional pop is willing to tackle. You don't have to perform in your underwear and be super-naturally pretty to make a statement in traditional music." (Seán Laffey)

Hat das denn noch irgend etwas mit Musik zu tun? Hat Shane MacGowan je seine Zahnlücke geschadet? Hat Christy Moore je auf seinen Haarschnitt geachtet? Oder Ronnie Drew auf seine Stimme und seinen Akzent?

"Suppose a local, lad here in Tipperary starts singing old songs from the 60's and 70's you can bet he'll be dismissed for aping someone's style. But take a bunch of good looking kids, package them, pour enough marketing money behind them and give them the same old material and they'll be hailed as wonderful artists. Then once they make huge money, the media court them with questions you'd hesitate to ask Plato. Wealth becomes equated with some form of spurious wisdom and the need to create trends in the music actually does nothing for the intrinsic qualities of the songs or the culture." (Ronnie Drew)

In diesem Sinne wünsche ich dem ganzen Unterfangen auch überhaupt keinen Erfolg. Ich freue mich jetzt schon erleichtert über die vielen CDs and Demos, die in der nächsten Zeit über meinen Schreibtisch wandern werden und die der Musik zuliebe aufgenommen worden sind. Jedermann und -frau ist herzlichst eingeladen durch die FolkWorld zu browsen. Denn hier gibt es, so hoffe ich, the real stuff.

Wir versuchen natürlich immer besser zu werden und in Sachen Folk in der Oberliga mitzuspielen. Bedauerlicherweise sind wir diesen Sommer eingedeckt bis an den Hals mit CDs usw. Drum muss mancheine Rezension auch schon mal aufgeschoben werden. Dafür entschuldigen wir uns bei allen, die darauf brennen, die Meinung unserer Rezensenten zu erfahren. Aber aufgeschoben, ist nicht aufgehoben. Ein Blick auf unsere Vorschauseite (-> www.folkworld.de/frog/preview.htm) genügt herauszufinden, was noch alles der Bearbeitung harrt.

Zum guten Schluss, die gute Nachricht: Die nächste Ausgabe ist nicht nur die Nummer 24, sondern erscheint auch zum 5. Geburtstag. Ja, Freunde der Volksmusik, wir haben nun den Kindergarten hinter uns und beginnen mit der Schule. Natürlich gibt es auch eine Geburtstagsparty und die findet am 1. November in Münster statt, wo wir uns mit guter Musik, ein paar gepflegten Bierchen und viel Spass der vergangenen Jahre erfreuen wollen (-> www.deochandorais.de/pigeon/). Vielleicht sieht man sich ja.

Keep on folking, T:-)M


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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 9/2002

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