Der folgende Artikel wurde für ein Printmedium geschrieben, um dadurch Folk im Internet im allgemeinen und Jørgens Projekt im besonderen zu fördern. In diesem Artikel werden etliche Fragen geklärt, die Euch worldmusic.de-Interessierten schon immer bewegt haben! Euch Internet-Cracks werden sicher einige Erklärungen lustig vorkommen....
Oft wird gesagt, die deutsche Folkszene hat sich überlebt etc. Aber es gibt eben doch Leute, die lieber was schaffen, anstatt nur was zu sagen. Jørgen Lang, Musiker bei Hoelderlin Express, ist einer der letzteren Sorte, und mit seinem gerade gestarteten Projekt 'worldmusic.de' wird der deutschen und europäischen Folk & Worldszene ein neues wichtiges internationales Forum geschaffen. Angesprochen werden sollen damit eigentlich alle, die in irgendeiner Form etwas mit Folk und Worldmusic zu tun haben, aber auch solche, die noch nie etwas davon gehört haben, und sich einfach mal umschauen wollen.
Worldmusic.de wird der deutschen Folkszene einen neuen Weg in die Zukunft weisen
Kurzbiografie Jørgen Lang:
Die Geburt der Idee und des Projektes
Ganz kurz, Jørgen: Was ist 'worldmusic.de'?
"WORLDMUSIC.de ist ein Internetforum für Folk und Worldmusic. Unter der Überschrift "Online Ressources for Folk & World Music in Europe" wird hier allen Interessierten die Möglichkeit zum Informationsaustausch und der Präsentation im Internet geboten."
Am Anfang, bevor er stolzer Besitzer der Internet-Domain wurde, wollte Jørgen nur ein bißchen mit HTML herumprobieren, zunächst für eine Homepage für seine Band Hoelderlin Express. "Natürlich schaute ich mich während dieser Zeit ein wenig um, was denn sonst noch so zum Thema Folk im Internet zu finden wäre. Das war gar nicht mal so wenig. Da gab es Bandseiten, Tourpläne, Archive für Songs und Tunes, Folkmagazine und andere Musikzeitungen (Dirty Linen, Folk Roots....) waren da zu finden, aber außer ein paar "Pionieren" (Folksblatt, FolkClubFrankfurt, Mollinks), kaum etwas zur deutsch(-sprachig)en Szene. Mich faszinierte die Möglichkeit, in Sekunden über Kontinente hinweg mit gleichgesinnten Menschen in Kontakt treten zu können, vor allem war das Ganze wesentlich billiger als zu telefonieren oder zu faxen."
Er bemerkte auch bald die großen Vorteile des Internets für ihn als Musiker: Konzerte kamen über dieses Medium zustande; Mailing Listen ließen sich wesentlich billiger verschicken - und das war dann die Geburt der Idee von worldmusic.de. Denn, so dachte sich der Jørgen, sollten doch auch andere Bands von diesem Medium profitieren können.
Auf der vorletzten Profolk-Vollversammlung sprach Jørgen das Thema an - "es wurden allerdings keine Beschlüsse zu dem Thema gefaßt, soweit ich weiß..."
Also hat er selbst die Initiative ergriffen. Und deswegen werden wir heute mit dieser spannenden Idee namens worldmusic.de konfrontiert. Und im Moment trägt er das finanzielle Risiko komplett alleine. "Soll heißen, im Moment zahle ich die Miete und die Registrierungsgebühr aus eigener Tasche. Natürlich sind Sponsoren und Unterstützer immer HERZLICH WILLKOMMMEN (hallo Profolk!). Vielleicht gibt es ja jemanden, dem das Projekt so gut gefällt, daß er ein Stipendium zur Verfügung stellt..."
Da das Ganze im Moment vollkommen zuschußfrei gehandhabt wird, ist auch ein kommerzieller Teil vorgesehen. "Dieser besteht zum einen aus der Möglichkeit, auf den (offiziellen) Seiten Werbung zu schalten, zum anderen darin, auch als Geschäftskunde seine Seiten bei uns abzulegen. Interessant wäre es natürlich, wenn man genügend Kunden zusammenbekäme, die anderen, z.B. gegen kostenlose Werbung die Seiten sponsern. Das würde die Attraktivität und das Interesse weiter erhöhen."
Akzeptanz des neuen Mediums in der Szene?
Ist denn wohl die deutsche Folk und World Szene schon fortschrittlich genug fürs Internet? Jørgen sieht darin kein Problem, er hält viele Folkies für das Thema Internet sehr aufgeschlossen. "Der FolkClubFrankfurt, der schon seit längerem im Netz präsent ist, bietet beispielsweise eine Mailing-Liste an - eine Art Email-Diskussionsforum (Achtung - heiße Empfehlung an alle Internet-Leser!). Ein Teilnehmer schickt seinen Beitrag an eine bestimmte Adresse. Von hier wird sie an alle Abonnenten der Liste weitergeleitet. Und das Ganze ohne Papier und Porto. Im Moment (10/97) ist hier übrigens das heißeste Thema der Folker!. Weitere Folkies im Netz wären zum Beispiel das Erlanger Tanzhaus, die LAG Folk, die Mollinksfür Folkmusik (wißt Ihr ja wohl selbst !)."
Diese Beispiele zeigen seiner Meinung nach sehr gut, daß das Netz sicher keine Konkurrenz, sondern eher eine sinnvolle Erweiterung und Ergänzung als Informations- und Kommunikationsmedium ist. "Die Berührungsängste kann ich verstehen. Das war beim Telefon nicht anders, beim Fax ebenfalls, aber ich kann mir vorstellen, daß es demnächst schon genauso selbstverständlich ist, sich Emails und anderes übers Netz zuzuschicken. Es ist ja nun auch nicht so, daß, sobald die deutsche Szene im Netz präsent ist, keine Musik mehr gemacht wird. Es ist nur eine weitere Möglichkeit, miteinander in Kontakt zu treten, Informationen weiterzugeben."
Jørgen: "Ich habe dann ein bißchen rumgesucht und rumgerechnet und festgestellt, daß eine Bandhomepage eigentlich schon für DM 20/Monat machbar sein müßte. Und zwar ohne so kryptische Bandwürmer, wie "http://www.geocities.com/SoHo/Lofts/2436/wasauchimmer.html", sondern einfach "www.worldmusic.de/meinname". Insgesamt sollte es einfach für jeden, der sich unter dem Namen Worldmusic.de zuhause fühlt, die Möglichkeit geben, eigene Seiten zu bekommen." ."
Neue Wohnung - unmöbliert oder mit Polstersessel
Wie läuft das ab, wenn man Teilnehmer von worldmusic.de wird? Jørgen hat da eine sehr bildliche Darstellung: "Man kann sich das vorstellen, als wenn man Wohnraum mietet. Man kann ein einzelnes Zimmer, oder ein ganzes Haus mieten. Schlüsselfertig oder als Rohbau. Mit Einbauküche und Polstersessel oder unmöbliert...
Ein "Zimmer" stände in diesem Fall für eine einzelne "Homepage" (voilá), das "Haus" für eine komplett eigene "Domain" , mit eigener Adresse (z.B. "www.irgeneinname.de"), usw. Eine eigene Adresse haben die Mieter von
"Zimmern", "Wohnungen" oder "Etagen" natürlich auch, und zwar in der Form "www.worldmusic.de/meinname".
"Möbliert" würde heißen, daß auch die Seitengestaltung übernommen wird.
Auf jeden Fall bei allen Variationen gleich ist, daß man, um in diesem Haus zu wohnen, weder Gas noch Wasser, noch Telefon (Speicherplatz, Übertragungskapazität, Email) installieren muß, das ist prinzipiell dabei. Die einzige Schwierigkeit ist, man muß sich auf die Straße (Das Internet) begeben, um in das Haus zu gelangen.
Soll heißen, sobald man über einen Zugang zum Internet verfügt (ist mittlerweile fast überall um 20-30DM/Monat zu haben; gibt es aber auch schon ab 6 DM/Monat), kann man auch ins "Haus".
Unter der Adresse "meinname@worldmusic.de" ("@" = der berühmte "Klammeraffe", das englische "at") kann Email empfangen und, ab einer bestimmten Größenordnung, auch gesendet werden. Bei den "kleineren" Angeboten wird die eingehende Elektropost auf bestehende "Konten", sog. "accounts" weitergeleitet (meist bei Anbietern, wie "Compuserve", "AOL", "Netsurf" o.ä.).
Die Preise und Leistungen variieren mit der Größe der gemieteten "Wohnung" (Speicherplatz) und der Übertragungskapazität. Dazu gibt es dann noch diverse Sonderleistungen, wie die Möglichkeit, die Seiten übers Netz von zuhause zu aktualisieren (FTP-Zugang), Programme, die spezielle Aufgaben, wie die Auswertung von Formularen übernehmen (CGI's)...jede Menge Zeugs halt, was das Leben im Netz leichter macht... - hallo Leser, noch wach???" ."
Wer soll sich hier einmieten?
Nun liegt uns Folkies ja nahe, daß ein solches Projekt eher Folk als Worldmusic heißt. Wir fragten Jørgen, warum nun doch worldmusic.de und nicht folk.de. Die Antwort ist einleuchtend: "Folk.de war schon besetzt (s.o.). Außerdem halte ich den Begriff "worldmusic" einfach für weiter, offener, globaler. Und wenn ich mit diesem Projekt auch außenstehende ansprechen will, muß ich mir halt auch überlegen, ob, sagen wir mal, eine Band die keltische mit afrikanischer Musik vermischt, oder arabische mit südamerikanischer, sich eher bei "folk" oder "worldmusic" zuhause fühlt."
Platz finden soll bei worldmusic.de eigentlich jeder, der sich in irgendeiner Form mit Folk oder World verbunden fühlt. Also Musiker und Bands, Vereine, Clubs, Veranstalter, Agenturen, Instrumentenbauer, CD-Versände, Musikläden, etc. Dabei ist das Angebot nicht auf Deutschland beschränkt; geplant ist, die Seiten soweit es geht, mindestens zweisprachig Deutsch/Englisch zu halten. Andere Sprachen können bei Bedarf folgen. ."
Einen tollen Folkservice inklusive
Neben der einfachen Präsentation der Teilnehmer wird es bei worldmusic.de auch einen großen Serviceteil geben. Zu allererst einmal ein Verzeichnis aller bei worldmusic.de "Wohnenden", so daß man außer über die direkte Adresse (in der Regel www.worldmusic.de/meinname) auch über eine Verzeichnissuche zu finden ist.
Außerdem einen umfangreichen Kleinanzeigenteil. "Der Clou soll der Veranstaltungskalender werden. Eine Datenbank mit Auftrittsterminen, die man sich nach Datum, Künstler, Veranstaltungsort und -art (Festival, Konzert, Workshop, Session...) anzeigen lassen kann. Dazu die Möglichkeit, übers Netz selbst Termine hinzufügen zu können. Der Kalender ist gleichzeitig das dickste Stück Arbeit, was das programmieren angeht. Falls sich da jemand auskennt, wäre ich für Hilfe dankbar!" ."
Ein weiteres Bonbon wird ein Magazinteil sein (da seid Ihr, liebe Internet-Leser, gerade!): "Unter dem Titel "FolkWorld" wird es Aktuelles und Interessantes aus der Folk- und Weltmusikszene geben, u.a. durch Platten- und Konzertbesprechungen, Interviews, News. Auch Kolumnen, die von festen Schreibern selbständig gepflegt werden, sind angedacht. Desweiteren überlege ich, andere (im Netz erscheinende) Magazine anzusprechen, und evtl. auch Artikel zu "spiegeln", sowie auch Journalisten aus anderen Ländern zu Wort kommen zu lassen... Auch die Idee eines Korrespondenten-Netzwerkes ist angedacht. Oft wissen die Leute vor Ort viel besser darüber Bescheid, was in ihrer lokalen Szene gerade abgeht. Dies käme vor allem den Terminseiten zugute. Sie wären vollständiger und, vor allem, aktueller." ."
Viel Arbeit für ein Folkie-Medium der Zukunft
Das klingt ja alles sehr spannend und auch professionell - und nach sehr viel Arbeit... "Jau, das ist es. Inzwischen habe ich da wohl schon einige 'zig Stunden Arbeit reingesteckt, allein, um das Konzept fertigzustellen. Jetzt geht es dann an die Seitengestaltung. Hier habe ich zum Glück einige Leute, die sich angeboten haben, zu helfen. Auf diesem Wege herzlichen Dank! Mit der Zeit findet sich vielleicht ein festes Team, das Lust hat, an diesem Projekt mitzuarbeiten. Arbeit gibt's genug. Falls also jemand sich angesprochen fühlt, soll er/sie sich gerne bei mir melden. Überhaupt lebt das Projekt davon, daß Leute daran teilnehmen und teilhaben." ."
Zum Abschluß: Ist das Internet DAS Folkie-Medium der Zukunft?
"Es ist EIN Medium. Ein sehr effizientes dazu. Aber es wird (hoffentlich) den direkten Kontakt von Mensch zu Mensch nicht ersetzen können, besonders wenn es ums Musikmachen geht. Dennoch haben mir schon Leute übers Netz geholfen, die ich nie getroffen habe - da ging's um einen Songtext, den ich in keinem mir bekannten Buch finden konnte, schließlich kam ein Email-Kontakt zum Robert-Burns-Institut in Edinburgh zustande und die wußten dann, wo der Text zu finden war - er stand im Internet in einem der größten Songarchive der Welt ( http://www.deltablues.com/folksearch.html , über 6500 Titel)."
Zeichnungen von Annegret Haensel; für weitere Infos zur Künstlerin im Impressum nachschauen!
Fotos: Joergen Lang; Foto aus Joergens/Hoelderlin Express' Archiv
Logos: Das offizielle worldmusic.de Logo
Kontakt für worldmusic.de:
Jørgen W. Lang, Schwalbenweg 9, D - 72076 Tübingen, Tel. 07071-62914
Von Jørgen gestaltete Internetseiten:
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