Ausgabe 2 12/97

FolkWorld Live Review

Brave Old World

Vamos! Kulturhalle, Lüneburg, 14.11.97

Von Juergen Kramer

"Blood Oranges", oder auf jiddisch "Royte Pomarantsn" heißt das neue Album der amerikanischen Klezmer-Revival-Band Brave Old World; um dieses vorzustellen, touren sie derzeit durch Deutschland, und es gelang dem AStA-Kulturreferat der Uni Lüneburg sogar, die Gruppe im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Klezmer-Perspektiven" auch für ein Konzert in Lüneburg zu gewinnen.

In einem mit Pause knapp 2 1/2 stündigen Konzert stellten Brave Old World unter Beweis, daß sie wohl neben den Klezmatics die führende Band des Klezmer-Revivals der 80er und 90er sind.
Dies gilt sowohl für die Instrumentalfähigkeiten der vier Künstler selbst, als auch für das Zusammenspiel als ganzes.

Leise und mit viel Spannung geladen fing das Konzert an, jedoch wechselte die Band danach spielerisch zwischen spannenden, ernsten, leisen Themen und temporeicher Tanzmusik, wobei auch die Ansagen des Sängers und Geigers Michael Alpert auf deutsch, jiddisch oder englisch zur Unterhaltung beitrugen und teilweise die Inhalte der meist selbstgeschriebenen jiddischen Texte verdeutlichen konnten.
Der musikalische Beitrag des in Berlin lebenden Alan Bern reichte von getragener Klavierbegleitung bis zum mitreißenden Akkordeonsolo. Daneben zeichnet er auch für viele der Arrangements verantwortlich. Stuart Brotman spielte einen soliden Bass, während man Kurt Björling schon fast für einen Schlangenbeschwörer halten konnte, so wie er das Publikum mit verschiedenen Flöten, vor allem aber mit seiner Klarinette, verzauberte.

Musikalisch hat sich die Band gegenüber dem 1993er Album "Beyond the Pale" weiterentwickelt, die Stücke entfernen sich immer weiter von traditionellen Klezmerarrangements.Oft stehen jetzt, live als auch auf dem Album, längere Soloteile und Improvisationen im Vordergrund, die man an wenigen Stellen vielleicht ein bißchen straffen könnte.
Dies tat dem äußerst positiven Gesamteindruck jedoch keinen Abbruch, vor allem am Ende, als auch ältere Stücke gespielt wurden. Die Band zeigte sich sichtlich überrascht von der Aufmerksamkeit und vom Einfühlungsvermögen des Lüneburger Publikums.

Die Freude war also beiderseitig und vom Publikum wurde das Konzert am Ende mit stehenden Ovationen bedacht.


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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 12/97

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