Ausgabe 2 12/97
"Blood Oranges", oder auf jiddisch "Royte Pomarantsn" heißt das neue Album der amerikanischen Klezmer-Revival-Band Brave Old World; um dieses vorzustellen, touren sie derzeit durch Deutschland, und es gelang dem AStA-Kulturreferat der Uni Lüneburg sogar, die Gruppe im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Klezmer-Perspektiven" auch für ein Konzert in Lüneburg zu gewinnen.
In einem mit Pause knapp 2 1/2 stündigen Konzert stellten Brave Old World
unter Beweis, daß sie wohl neben den Klezmatics die führende Band des
Klezmer-Revivals der 80er und 90er sind.
Dies gilt sowohl für die Instrumentalfähigkeiten der vier Künstler selbst,
als auch für das Zusammenspiel als ganzes.
Leise und mit viel Spannung geladen fing das Konzert an, jedoch wechselte
die Band danach spielerisch zwischen spannenden, ernsten, leisen Themen und
temporeicher Tanzmusik, wobei auch die Ansagen des Sängers und Geigers
Michael Alpert auf deutsch, jiddisch oder englisch zur Unterhaltung
beitrugen und teilweise die Inhalte der meist selbstgeschriebenen jiddischen
Texte verdeutlichen konnten.
Der musikalische Beitrag des in Berlin lebenden Alan Bern reichte von
getragener Klavierbegleitung bis zum mitreißenden Akkordeonsolo. Daneben
zeichnet er auch für viele der Arrangements verantwortlich. Stuart Brotman
spielte einen soliden Bass, während man Kurt Björling schon fast für einen
Schlangenbeschwörer halten konnte, so wie er das Publikum mit verschiedenen
Flöten, vor allem aber mit seiner Klarinette, verzauberte.
Musikalisch hat sich die Band gegenüber dem 1993er Album "Beyond the Pale"
weiterentwickelt, die Stücke entfernen sich immer weiter von traditionellen
Klezmerarrangements.Oft stehen jetzt, live als auch auf dem Album, längere
Soloteile und Improvisationen im Vordergrund, die man an wenigen Stellen
vielleicht ein bißchen straffen könnte.
Dies tat dem äußerst positiven Gesamteindruck jedoch keinen Abbruch, vor
allem am Ende, als auch ältere Stücke gespielt wurden. Die Band zeigte sich
sichtlich überrascht von der Aufmerksamkeit und vom Einfühlungsvermögen des
Lüneburger Publikums.
Die Freude war also beiderseitig und vom Publikum wurde das Konzert am Ende mit stehenden Ovationen bedacht.
Infos zu Brave Old World auf deren Homepage
Zur Übersicht der FolkWorld Live Reviews
Zum Inhalt des FolkWorld online musikmagazins Nr. 2
All material published in FolkWorld is © The Author via FolkWorld. Storage for private use is allowed and welcome. Reviews and extracts of up to 200 words may be freely quoted and reproduced, if source and author are acknowledged. For any other reproduction please ask the Editors for permission.