Ausgabe 18 4/2001
Wieder mal ist ein Jahr herum, so daß es an der Zeit ist für einen kurzen Rückblick. (Manch einen Leser wird es wundern, diesen Einleitungssatz im April zu lesen - dies liegt daran, dass diese Ausgabe tatsächlich erst die erste dieses Jahres ist. Aus Termingründen der Herausgeber hat sich die Ausgabe um einiges verzögert. Anmerkung der Herausgeber.) Zu den absolut empfehlenswerten Veröffentlichungen im Jahr 2000 zählten meines Erachtens die neuen CDs von Anam, Anúna, Paul Brady, den Chieftains, Jimmy Crowley, Danú, Kieran Goss, Mick Hanly, Kila, Cathal McConnell, Michael McGoldrick, Susan McKeown, Na Dórsa, Pádraigín Ní Uallacháin, Iarla Ó Lionáird, Leo Rickard und Sharon Shannon.
Die wirklich herausragenden Titel aber waren - wieder gnadenlos subjektiv von mir ausgewählt - die folgenden:
ALTAN Another Sky. EMI / Virgin 8 48838 2
LIZ CARROLL Lost in the Loop. Sunny Moon / Green Linnet GLCD 1199
MARY COUGHLAN Mary Coughlan Sings Billie Holiday. Edel / Evangeline GELD 4012
ANDY IRVINE Way Out Yonder. AK 2
LAURENCE NUGENT The Windy Gap. Koch / Shanachie 78038
NIAMH PARSONS In My Prime. Sunny Moon / Green Linnet GLCD 1203
SOLAS The Hour Before Dawn. Koch / Shanachie 78041
John Carty ist ein Mann mit diversen Talenten. Er ist Mastermind hinter der Gruppe At the Racket, veröffentlichte 1994 ein sensationelles Banjo-Album und 1996 eine herausragende Fiddle-Platte. Insider wissen, daß er durchaus auch in der Lage wäre, ein exzellentes Flute-Album einzuspielen, wenn er wollte. Hat er aber (noch) nicht gemacht, auf Yeh, That's All It Is glänzt er wieder auf der Fiddle ... und als Gitarrist! Begleitet wird er hier von Brian McGrath (Keyboards und Banjo) und von Arty McGlynn (Gitarren). Große Klasse!
1998 nahmen Brian McNamara und seine Familie eine vielbeachtete Platte mit dem Titel Leitrim's Hidden Treasures auf. Darauf spielten sie Musik aus der Gegend von South Leitrim, virtuos und in ideenreichen Arrangements. Auf A Piper's Dream erforscht McNamara dies regionale Repertoire noch tiefer. Er hat es gründlich studiert und läßt seinen Kenntnisreichtum in die exzellenten Liner Notes einfließen. Seine Schwester Deirdre spielt bei einigen Stücken Concertina, die vorzügliche Gitarrenbegleitung zauberte Jens Kommnick dazu. Wenn alles mit rechten Dingen zugeht, so wird der talentierte Piper für diese Kollektion ebenso viel Kritikerlob einheimsen, wie es vor zwei Jahren dem Family Album zuteil wurde.
Es ist heutzutage extrem selten geworden, daß ein Uilleann Piper eine Platte ohne Begleitmusiker einspielt. Daß er das dennoch und mit vollster Absicht getan hat, begründet Leo Rickard plausibel damit, daß gerade der Dudelsack sich dafür anbietet, zugleich auch sein eigenes Begleitinstrument zu sein. Rickard kommt aus der Fischergemeinde Howth in County Dublin und ist stark beeinflußt vom Spiel der legendären Piper Leo Rowsome und Johnny Doran. Das aber heißt keinesfalls, daß er nicht längst seinen eigenen, höchst faszinierenden Stil entwickelt hätte. Auf Pure Piping finden sich etliche Jigs, Reels und Hornpipes, die das eindrucksvoll belegen. Seine Einspielungen solcher klassischen Prüfsteine wie "Ace and Deuce of Piping" und "Flax in Bloom" setzen Maßstäbe. Eine exzellente CD!
Colour to the Moon, das neue Album von Allan Taylor, steht - wie wir es von ihm erwarten - im Zeichen eher melancholischer Farben. Es gibt ein Wiederhören mit "Back Again", das er 1976 für Cajun Moon schon einmal aufgenommen hatte. Seine neuen Songs handeln vom Abschied, von unwiederbringlichen Momenten und Todesahnungen, von Junkies und Verlierern. Was kann noch über einen Mann gesagt werden, der seit 1971 summa summarum 15 LPs veröffentlicht hat, von denen so ziemlich jede als Genre-Klassiker oder zumindest als minor classic gilt?! Also gut, dann sagen wir eben etwas über den Mann, der die Platte produziert und aufgenommen hat: Das Studio von Günter Pauler ist nach wie vor die allererste Adresse für akustische Musik. Die sensationelle klangliche Transparenz der Aufnahme ist das kongeniale Äquivalent zu Allan Taylors wunderbarer Musik. Diese CD wird ihren Weg nicht nur in so manche Folk-Sammlung machen, sondern dürfte auch bald ganz oben liegen in den Vorführ-Stapeln von HiFi-Händlern, die ihre Kunden zum Kauf einer exquisiten High-End-Anlage verführen wollen.
Apropos audiophiler Hochgenuß: 1997 legte Dolores Keane mit Night Owl ein höchst gelungenes Comeback-Album vor. Mit ihren Interpretationen von Songs wie "Dangerous Dance" und "Dunlavin Green" knüpfte sie endlich wieder an die Form ihrer frühen Jahre an. Die eher akustisch orientierte Produktion wird ihrer Stimme weitaus mehr gerecht als die diversen Versuche auf vorhergehenden Platten, sie als Pop'n'Folk-Sängerin zu positionieren. Dank der Aktivitäten des ARS in Hamburg ist dieses Teil im edlen Digipak endlich auch bei uns regulär zu bekommen.
Innerhalb weniger Wochen erreichte uns gleich ein halbes Dutzend CDs deutscher Musikerinnen und Musiker. Kleinster gemeinsamer Nenner: Sie alle weisen irische (An-)Klänge auf und sie alle sind - jede auf ihre Art, versteht sich - rundum zu empfehlen. Angelika Berns ist die Sängerin und Keyboarderin der Gruppen Limerick Junction und Friel's Kitchen. Für ihre Solo-CD Just Songs hat sie zehn der ihr liebsten Lieder ausgewählt - darunter einige der wunderschönsten Balladen, die im englischsprachigen Folk-Fundus zu finden sind! Wer Gitarrenkunst auf allerhöchstem Niveau zu schätzen weiß, wird an Farewell, dem Opus No. 6 der Mainzerin Annette Degenhardt, seine helle Freude haben. Denn sie ist nicht nur auf ihrem Instrument eine beeindruckende Virtuosin, sondern auch als Komponistin ein staunenswertes Talent. Ob Musette, Jig oder Walzer - sie braucht nicht auf Fremdkompositionen zurückzugreifen, die Stücke stammen allesamt aus ihrer eigenen Feder! Nach drei Studio-Produktionen wartet die vielgelobte Hamburger Formation Garifin jetzt mit einem Live-Mitschnitt auf. Als Karriereschub diente sicher der dreiminütige Auftritt bei der TV-Show "Geld oder Liebe", der sich auf Captured als Bonus findet. Eine abwechslungsreiche Instrumentierung, ohnehin schon Merkmal des Garifin-Sounds, wurde für das Konzert durch zahlreiche Gastmusiker noch intensiviert (das "Da Gangsta String Quartett", Siobhán Kennedy, Markus Brachtendorf, Jens Kommnick, Ulrich Kodjo Wendt und diverse andere). Seinen Ruf als einer der führenden keltischen Harfenspieler unterstreicht Thomas Loefke auch mit seiner neuen CD Atlantic Driftwood, die er wieder mit seinem Ensemble Norland Wind eingespielt hat. Dazu zählen nach wie vor die Clannad-Musiker Noel und Pádraig Duggan, der schottische Gitarrist Ian Melrose und die Sängerin Kerstin Blodig. Die kleine Sensation: Als Verstärkung hinzugekommen ist nun die Riverdance-Fiddlerin der ersten Stunde, Máire Breatnach! Loefkes Musik, das ist klingende Post aus keltischen Landen. Ein Mitschnitt eines irischen Abends mit Kurzgeschichten und traditioneller Musik ist die CD Stories & Session. Den Part des Erzählers übernahm der bekannte Synchronsprecher und Adolf-Grimme-Preisträger Gerlach Fiedler, für die authentische Musik sorgten die Irin Siobhán Kennedy (Gesang, Flute, Fiddle), Jens Kommnick (Gitarre, Uilleann Pipes, Bouzouki) und Guido Plüschke (Bodhrán). Vorgetragen wurden unter anderem Geschichten von George Bernard Shaw, Liam O'Flaherty und Sean O'Casey. Eine der deutsch-irischen Formationen der ersten Stunde ist die Duisburger Band Sheevón. Fool's Paradise ist ihre achte Platte und wiederum eine Liebeserklärung an Donegal. Warum die sechsköpfige Band seit vielen Jahren eine feste Größe auf der Szene ist, läßt sich gut nachvollziehen. Ohne ihre eindeutig keltisch orientierten Anfänge zu verleugnen, haben sie eine schlüssige Weiterentwicklung vollzogen, aus der ein weiter gefächertes Spektrum resultiert, das z.B. Eigenkompositionen und weitaus vielfältigere Klangfarben einbezieht. Ein Lebenszeichen der überzeugenden Art.
Um noch einmal auf das Eingangsthema zurückzukommen: Unter dem Motto "The Best of 2000" befragte das englische Folk-Fachmagazin fRoots zahlreiche Journalisten nach ihren Favoriten. In die Top Twenty schafften es trotz World Music-Boom immerhin drei irische Künstler: auf Rang 12 Niamh Parsons, auf Nr. 14 Andy Irvine und auf Platz 16 Michael McGoldrick. In der Sparte 'Back Catalogue' wurden die Donal Lunny-Retrospektive und die Joe Heaney-Anthologie mit lobenden Erwähnungen bedacht. Die Séamus Ennis-Kollektion hätte ruhig dritte im Bunde sein dürfen.
Das passiert mir nur alle Jubeljahre, daß ich so völlig arglos eine CD in den Player schiebe und gleich bei den ersten Takten schon wie vom Donner gerührt bin. Derart allerdings erging es mir kürzlich mit Pipeline, dem Album des Duos Dermot Hyde & Tom Hake. Und die Begeisterung hielt bis zur allerletzten Sekunde ungebrochen an. So muß keltische Roots Music im Jahre 2001 klingen! Abwechslungsreich, druckvoll, filigran, weltoffen, virtuos, voller Überraschungen. Dermot Hyde spielt Uilleann Pipes, Flöten und singt zudem noch gut. Das Instrumentarium von Tom Hake umfaßt Bouzouki, Gitarre, Harfe und Bass. Unterstützt vom Bodhrán-Hexer Paddy Kerr haben sie eine Platte eingespielt, die qualitativ durchaus in einem Atemzug mit den Einspielungen von Solás und Lúnasa genannt werden darf. "New Music from Ireland, Scotland and Beyond" untertitelt der für dieses Kleinod verantwortliche Produzent Antonio Martínez das Album. Zu bescheiden, da ist viel, viel mehr drin. Angenehme Jazz- und Latino-Klänge durchwehen dezent hier und da Dermot Hydes Kompositionen - nicht zuletzt ein Verdienst seines kosmopolitischen Partners Tom Hake, der sicher auch für jede Top-Band in der Karibik eine Bereicherung wäre. Und dann wäre da noch das galizische Element: Zwei traumhafte Auftritte der großen Sängerin Uxia Senlle - toll, toll, toll! Schön, daß ich mich mit meinem Urteil in bester Gesellschaft befinde. Paddy Moloney formuliert neidlos: "In Anbetracht des wunderbaren Spiels von Dermot Hyde ist dieses exzellent gemachte Album ein Muß für jeden Liebhaber der Uilleann Pipes und der Whistle. Definitiv eine Platte, die in jede Sammlung gehört. Congratulations!"
Ähnlich dimensioniert fällt die Begeisterung bei Simple Soul, der neuen CD von Eddi Reader aus.
"Perfect", den Hit den sie 1988 mit der Gruppe Fairground Attraction hatte, kennt fast jeder. Schon ein paar weniger Leute werden registriert haben, daß sie zu Donal Lunnys Coolfin-Album von 1998 eine hinreißende Version von "The Lowlands of Holland" beigesteuert hat. Im Gegensatz zu ihren frühen Solo-Jahren scheinen Cover-Versionen kein so reizvolles Thema mehr für sie zu sein. Mit Jackson C. Franks Folk-Evergreen "Blues Run the Game" singt sie nur noch eine einzige Fremd-Komposition auf ihrem neuen Album - die aber geradezu betörend! "The Waiting Kind" - wie viele der neuen Songs mit ihrem Gitarristen Bo Hewerdine geschrieben - klingt wie eine Komposition aus Joni Mitchells oder Paul Bradys frühen Jahren - was als großes Kompliment gemeint ist. Und ihre Folk-Ballade "Prodigal Daughter" hat sogleich das Zeug zum Klassiker. Das Sahnehäubchen: Die Aufnahmequalität ist geradezu sensationell gut. Also definitiv noch eine weitere Platte, die in jede Sammlung gehört.
Einer der schönsten Momente auf der Dubliners-Doppel-CD 30 Years A-Greying war das Dylan-Duett "Boots of Spanish Leather" von Ronnie Drew & Eleanor Shanley (damals noch Sängerin bei De Dannan). Die Zusammenarbeit scheint den beiden viel Freude gemacht zu haben, denn in der Folge haben sie als Duo immer häufiger gemeinsame Konzerte bestritten. Der Mitschnitt eines solchen Abends wurde kürzlich unter dem Titel A Couple More Years als CD veröffentlicht. Sehr gelungen ist die Idee, Bob Dylans "Restless Farewell" mit eben jenem Traditional zu koppeln, das ihn zu diesem Song inspiriert hat, nämlich "The Parting Glass". Zu den weiteren Höhepunkten hier zählen Christy Moores "Vive La Quinta Brigada", das traditionelle "Brian Og and Mollie Ban" und der Titelsong. Zwischen den Songs gibt's diverse haarsträubende Geschichten und Geschichtchen vom ollen Dubliner, ganz in jener Strickart, die er und die ihn so populär gemacht hat. Zum Beispiel über eine Begegnung mit Patrick Kavanagh 1963 in einem Dubliner Pub. Oder wie Banjo-Barney "under the influence" einen Wagen mit Automatikgetriebe durch Derry gesteuert hat. Wilde Stories und schöne Lieder, rauhe Stimme und rauher Humor - so mögen wir den Dubliner, der keiner mehr ist.
Niall Ó Callanáin ist einer von jenen sympathischen Zeitgenossen, die mit ihrem immensen Talent nicht laut nach vorne drängen, sondern eher still im Hintergrund Großes leisten. Er war einer der kreativen Geister in dem herausragenden Folkjazz-Ensemble Deiseal, dem leider nie so recht der hochverdiente Durchbruch gelang. The Irish Bouzouki, die möglicherweise wichtigste Publikation über dieses Instrument, stammt aus seiner Feder. Er hat Eimear Quinn auf der Bouzouki begleitet, als sie '96 beim Eurovision Song Contest live vor einem Millionenpublikum "The Voice" sang - und gewann! Wem es bei den Instrumental-Alben von Phil Coulter oder Enya zu sehr trieft, der solllte mal Strings & Things auflegen. So nämlich kann und sollte zeitgemäße Instrumentalmusik auch klingen - wenn, ja wenn ein kreativer Könner und ein Mann von dezent-innovativer Gesinnung ans Werk geht. Reminiszenzen an die jazzig-schwebenden Klänge von Deiseal sind unüberhörbar und sicher auch voll beabsichtigt. Niall Ó Callanáin bezieht eine Inspiration primär aus der traditionellen Musik, versteht es aber zugleich mit viel Fingerspitzengefühl und treffsicherem Geschmack, seinen Tunes eine moderne Ausstrahlung zu verleihen. Daß die Ausnahme-Fiddlerin Máire Breatnach und Akkordeon-King Máirtin O'Connor genau die richtigen Verbündeten sind, um auf höchsten Level zu musizieren, überrascht Kenner natürlich nicht. Eine Überraschung jedoch - für mich zumindest - ist ein Mann namens Mario Ngoma, der mit seiner fast schon exotischen Percussion-Arbeit kongenial ins Bild paßt. Eine wunder-wunderschöne Platte!
Bereits 1997 initiierte Gitarrist Steve Cooney - seines Zeichens in Irland lebendes musikalisches Allround-Genie australischer Herkunft - ein spannendes Duo-Projekt. Und zwar brachte er Altans Akkordeonspieler Dermot Byrne & Pierre Schryer, einen Meisterfiddler aus Ontario, zusammen. Sie spielten gemeinsam eine Platte ein, die jedoch heute erst das Licht der Welt erblickte. Es ist Claddagh Records zu verdanken, daß wir doch noch in den Genuß der Früchte des Gipfeltreffens kommen. 2 Worlds United ist ein schönes Dokument, wie gut irische und französisch-kanadische Musikkultur dank ihrer Gemeinsamkeiten, aber auch in ihrer Unterschiedlichkeit harmonieren. Der Höhenflug, zu dem die beiden Virtuosen angesetzt haben, hat die Gastmusiker Ciarán Curran und Frank Kilkelly unüberhörbar mitgerissen. Wobei es ohnehin immer eine Freude ist, den Gitarristen Kilkelly zu hören. Er ist halt einer der 'unsung heroes' der prosperierenden irischen Gitarrenszene.
Zwei Neuigkeiten aus dem Hause Shanachie trudelten leider so knapp vor Redaktionsschluß ein, daß es nur zum Kurzkommentar reicht. Joe McKenna ist seit 20 Jahren einer der angesehensten irischen Dudelsackspieler. Wie es der Titel unschwer erahnen läßt, wendet er sich auf The Irish Low Whistle einem anderen Instrument zu, das mit seinen Ausdrucksmöglichkeiten ebenfalls viel Spielraum bietet. Begleitet wird Joe McKenna von Mary Bergin, John Doyle, Antoinette McKenna und Donnchadh Gough (Danu). Karan Casey, ehemalige Leadsängerin in der iro-amerikanischen Supergroup Sólas, legt mit The Winds Begin to Sing ihr zweites Soloalbum vor. Lieder wie "Who Put the Blood", "Where Are You Tonight I Wonder" und "The Snows They Melt the Soonest" geben ihr reichlich Gelegenheit, ihre vokalen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.
Wenn jetzt der Name Joan Armatrading fällt, dann werden sich viele natürlich - zu Recht - fragen, was die denn mit Irish Folk zu tun hat. Und die Antwort lautet: Nichts! Jedoch geht mit Whatever's for Us eine der ganz großen Platten in der Sparte "introvertierter Folk-Rock" auf das Konto dieser großartigen Singer/Songwriterin. Und so vermute ich mal, daß es unter den Leserinnen und Lesern doch einige gibt, die sich freuen, daß es endlich eine CD-Version dieses Klassikers gibt, die nicht schlechter klingt als die (exzellent überspielte!) LP von 1972. Außerdem gibt es A- und B-Seite der damaligen Single als Bonustracks, das Artwork wurde vorbildlich aufgenordet und das Booklet mit kompetenten Liner Notes angereichert. Klasse.
Das Label Green Linnet Records hat es dank seines 25jährigen Firmenjubiläums zwar nicht bis auf das Cover des Rolling Stone geschafft, aber immerhin doch auf die Titelseite des Fachmagazins Billboard. Um diesen Anlaß angemessen zu begehen, wurde unter dem Motto 25 Years of Celtic Music eine Doppel-CD zum Sonderpreis zusammengestellt, auf der unter anderem Martin Hayes, Niamh Parsons, The Tannahill Weavers, Patrick Street, Lúnasa, Tríona and Micheál O Domhnaill, Altan, Capercaillie und Silly Wizard vertreten sind. Außerdem wurde mit Compendium eine Best of-CD der Allstar-Band Patrick Street auf den Markt gebracht. In Good Company heißt die zweite Solo-CD des Flötisten Kevin Crawford. Er ist vielen als treibende Kraft in der Power-Band Lúnasa und in der traditionellen Instrumental-Formation Moving Cloud ein Begriff. Dieses Mal hat Crawford ein Album eingespielt, das aus Duetten mit acht legendären Fiddlern besteht - allesamt Musiker, die zu Kevins persönlichen Heroen zählen. Das Quintett Lúnasa hat die Aufnahmen für eine neue CD im Kasten. Sie soll im Frühsommer erscheinen. Ganz besonders dürften sich die Green Linnet-Leute gerade in ihrem Jubiläumsjahr darüber freuen, daß eine ihrer Künstlerinnen zum Traditional Musician of the Year gewählt wurde: Congratulations to Liz Carroll! Die Fiddlerin aus Chicago hatte vor einem Jahr mit einer sensationellen Comeback-Platte überrascht, so daß die Auszeichnung als das verdiente I-Tüpfelchen im Sinne einer Würdigung einer großen Karriere gewertet werden kann.
Axel Schuldes
Originalabdruck: 'irland journal' (Christian Ludwig Verlag, Dorfstr. 70, 47447 Moers).
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