Was bringt einen Italiener dazu, eine Zeitung herauszubringen, die den Titel "Celtica" trägt und die sich mit keltischer Kultur und Musik beschäftigt. Italien ist nicht unbedingt das Kernland des Keltentums. Bis auf gelegentliche Plünderungen durch die Kelten und einer kleinen Enklave, die sich im Norden des Landes verbissen hat, jedoch von den vielen Kulturen, die im Laufe der Geschichte Italien prägten, überlagert und verdrängt wurde, ist das Keltentum in Italien nicht sonderlich verbreitet.
Dem Herausgeber dieser Zeitung, Sr. Trentini, treibt zunächst der selbe Motor an, der auch mich für die keltische Kultur erwärmt: Interesse und Faszination für eine Kultur, die mehrere Jahrtausende nahezu unverändert überdauerte, ohne das man sich dabei auf umfangreiche Publikationen stützen konnte. Alles was überliefert wurde, wurde von den Kelten mündlich überliefert, bis sich wissensdurstige Leute aufmachten, diese Kultur zu studieren und alles aufzuschreiben, was sie hörten.
Nun ist es heute leider sehr modern, hipp, cool oder angesagt, sich für das Keltentum zu interessieren und damit anzugeben. Dabei ist dieses Interesse häufig sehr oberflächig. Der Besitz einer Lorenna McKennitt CD macht den Besitzer noch nicht zwangsläufig zum Kenner der keltischen Kultur. Manche Leute schmücken sich mit Schmuck aus dem Esoterik-Versand und halten sich gleich für einen Nachkommen King Arthurs. Ich hörte von tragisch verwirrten Gemütern, die dem Modetrend "Celtic" hinterher hecheln, obwohl ihre einzige Verbindung dazu ein Besuch bei "Lord of the Dance" war.
Sr. Trentini ist mit seiner Publikation weit entfernt davon, sich zum Kenner aufzuspielen. Vielleicht ist er eher ein Beobachter des lebendigen Keltentums in Musik und Kultur. Auf all den esoterischen Schnick-Schnack, den viele mit dem Keltentum verbinden, verzichtet er völlig. Und dafür kann man ihm dankbar sein.
Mir liegt Ausgabe 4 dieses Journals vor, samt CD, angefüllt mit zahlreichen Musikbeispielen aus dem keltischen Raum. Diese CD ist durchaus hörbar, schmückt sich nicht mit einem Sammelsurium sattsam bekannter Stars der Keltenszene, sondern versammelt kleine, weniger bekannte Perlen aus dem reichhaltigen Musikschatz traditioneller keltischer Musik.
Was steht nun drin in diesem Hochglanzmagazin. Nr. 4 berichtet über einige der bekannteren Pubs im nordspanischen Galizien und teilt dabei mit, welche galizische Band sich in welchem Pub zusammengefunden hat. Die Chieftains, die ein Konzert in Vigo gaben sind dabei genauso erwähnt, wie Berrogüetto, die sich in einer kleinen Kneipe formierten. Auch den Geburtsort der Pandereiteiras Leília erfährt der Leser.
Des weiteren findet sich ein großes Interview mit dem bretonischen Gitarristen Dan Ar Braz, der mit seiner "l'Heritage des Celts" einen Meilenstein in der Zusammenarbeit keltischer Musiker aus den unterschiedlichsten Ländern setzte. Berichtet wird vom Festival in Cornualles in der Bretagne, wo seit nunmehr 77 Jahren im Sommer eines der größten Dudelsackfeste überhaupt gefeiert wird.
Stonehenge ist Thema eines Reiseberichtes, ebenso wie die Leute der rebellischen Insel Tory vor der Küste Nordirlands. Und, und, und... noch einige Dinge mehr, die sich vor allem auf die keltische Musik und Kultur konzentrieren.
Ein überaus informatives Blatt, das mit der Bescheidenheit des Fragenstellers und Lernenden daher kommt und nicht mit der Arroganz desjenigen, der sich für die Kompetenz in Person hält.
Wo bekommt man "Celtica"? Das ist leider schwierig. Wer einen rührigen Zeitungshändler seines Vertrauens dazu überreden kann, bei "Spezial Interests - Dietzenbach" eine Anfrage zu stellen, könnte Glück haben. Stückpreis 19.80 DM samt CD. Ansonsten verweise ich auf die Internetseite oder die e-mail Adresse.
Photo Credit: All photos by The Mollis: (1)The Chieftains' Paddy Moloney mit Seamus Egan (Solas); (2) Ivan Drever & Duncan Chisholm in Vigo's pub Sete Mares, (3) Berrogüetto
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Zum Inhalt des FolkWorld online musikmagazins Nr. 18
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