Ausgabe 11 10/99

FolkWorld CD-Besprechungen

Dog

Profolk presents: "Pearls for a new century - Folk /Song /World Music in Germany"
Label:
Profolk; 1999; Spielzeit: 65.08 min
Da ist er - der Millennium-Profolk-Sampler. Und angeblich ist er dieses Mal sogar käuflich zu erwerben (vorher war er immer "promotional only"). Insgesamt bin ich dieses Mal ganz angetan von der Mischung an Musik aus deutschen Landen, die entstanden ist. Selbstverständlich kann nicht alles jedem gefallen, aber die Vielfalt ist angenehem, während trotzdem ein angemessener Anteil der Stücke auch die deutschen Traditionen repräsentiert.
Was für "Perlen" sind nun auf dem Sampler zu finden? An feinen deutschen Perlen hört man aus Deutschlands nördlicheren Regionen ein äußerst cooles "Mazurka machen" vom neuem Jams-Line-Up, Günther Gall mit einem traditionellem Lied vom Niederrhein, Lecker Sachen mit ihrem deutsch-keltischem Folkhippop und Werner Lämmerhirt mit einem zugegebenermaßen etwas seltsamen Lied. Aus dem Süden einige Perlen, die nicht ganz meinem Geschmack treffen, aber durchaus auf dem Sampler gut aufgehoben sind: Werner Specht aus dem Allgäu, Höngdöbel aus Bayern mit dem ganz originellen Lied (das ein Norddeutscher allerdings kaum versteht) "Herr Häbele", die Gruppe "Bairisch Diatonischer Jodel-Wahnsinn" sowie der Folkförderpreisgewinner Robert Zollitsch mit seinem eigenen originellen "Jodelwahnsinn" im Stile des mongolischen Kehlkopfgesanges.
Die restlichen Titel können recht gut die wichtigsten folkmusikalischen Einflüsse in Deutschland repräsentieren: Jerewan mit ihrem kraftgeladenen "Balkan Blues", Geraldine McGowan als Repräsentantin der irischen Szene in Deutschland, Mittelaltermusik mit Poeta Magica, Turkish World Music vom Iki Dünya Quartet. Dann ein schön ruhiges yiddisches Lied von Karsten Troyke sowie hervorragender Klezmer mit Huljet. Blues von Abi Wallenstein sowie vom Oldtime Blues & Boogie Duo. Und schließlich mein persönliches Highlight der CD: Valivan, ein neues, nordisches Projekt von der Sängerin Kerstin Blodig und dem Fiedel Michel Mick Franke - das skandinavische Lied "Vallevan" läßt mich immer wieder beim Hören der CD aufhorchen.
Insgesamt eine interessante Zusammenstellung, die deutsche Musik im Ausland recht gut repräsentieren kann.
Profolk Homepage
Michael Moll


Damp in the Attic "I was....flyin' it"
Label:
Magnetic Music; MMR CD 701 ; 14 Titel; 1999; Spielzeit: 57:03 min
Neues aus dem County Clare erfreut einen ja meist, besonders wenn sich das Musikerkarussel mal wieder gedreht hat und eine neue, hochkarätig besetzte Band dabei herauskommt.
P.J. King, Button accordion, der mit der Tulla Ceili Band spielt, und schon zusammen mit Kevin Crawford ein tolles Album (Raise the Rafters) ablieferte, bildet zusammen mit Fiddler Martin Murray, der in Mairtin O'Connor's Chatterbox Band aktiv war und sich mit mehreren hervorragend produzierten Alben (u. a. Danu) bislang hervorgetan hat, das melodiöse Rückgrat von Damp in the Attic. Unterstützt werden sie von Cyril O'Donoghue, Gesang, Bouzouki, Gitarre, der schon bei Fisherstreet und bei anderen typischen "Clare" Alben (z.B. mit Tola Custy und Micheal Queally) in die Saiten gegriffen und mit seiner starken Stimme traditionelle Songs interpretiert hat, sowie von Bodhrán Spieler Colm Murphy, der auch noch bei De Dannan engagiert ist und nebenher ein schönes Solo Album eingespielt hat. Und die Sache funktioniert: Die CD ist voll mit frischen Clare Tunes, mal traditionell, mal im traditionellen Idiom frisch komponiert, wie der den Bandnamen gebende Damp in the Attic, den P.J. King geschrieben hat.
Alles wird sehr treibend vorgetragen, ohne dabei überhastet zu wirken, ein tolles Zusammenspiel zwischen den Musikern, die sicher schon auf einigen Sessions zusammengespielt haben. Und diese Frische, die eine Session ausmacht, hebt auch diese CD von vielen anderen ab, auch nach mehrmaligen Hören entdeckt man immer noch neue Feinheiten, neue Turns und kleine Variationen. Hinzu kommt eine gelungene Songauswahl von fast auschließlich traditionellen Songmaterial. Ein einziger kleiner Kritikpunkt: Die Bodhrán, so hervorragend sie auch gespielt ist, ist manchmal sehr in den Vordergrund gemischt und droht die Melodie etwas zu überlagern, aber das ist auch das Einzige, was es zu bemängeln gibt an dieser tollen CD.
Der Titel ist übrigens der Ausruf von P.J. King, als sich nach einem gelungenen Take im Studio rausstellte, dass das Stromnetz zusammengebrochen war, und der schöne Take verloren war. Die Pünktchen sind dabei durch das beliebteste aller Fluchwörter im Anglo-irischen zu ersetzen. Und diese "fu..ing great CD" ist definitiv der Spitzenreiter dieses Rezensionsdurchgangs, mit deutlicher Anwartschaft auf den Jahresgesamtsieg !
Magnetic Music, Planie 22 - 72764 Reutlingen, Tel. 07121-478605 - Fax.07121-478606 oder 1 Castlebrook, Dundrum, Dublin 16, Ireland tel und fax: 00353/1/2962094; magmusic@magnetic-music.com; www.magnetic- music.com
Rolf Wagels


Kasadenn: "haut les pattes"
Label: Kasadena; Nr. KAS 97; 14 Titel Spielzeit: 62:23 min
Kasadenn kommen in einer etwas ungewöhnlichen Besetzung daher: Geige, Drehleier, Bodhrán. Aber ein Teil erklärt sich mit der Herkunft der Musiker: sie kommen aus der Gegend um St. Brieuc, aus dem Nordoste der Bretagne, und da wird eben Drehleier gespielt. Die Auswahl der Tunes beschränkt sich allerdings keineswegs auf rein bretonische Melodien, sondern auch Musik aus anderen Teilen der Welt findet sich hier wieder. Insgesamt eine sehr schlichte Aufnahme, die wenig Gebrauch von ausgefallen Arrangements macht, sondern auf sehr traditionelle Weise die Musik interpretiert. Auch zu dritt hätte man deutlich mehr arrangieren können, sonst wird so eine CD dem ungeübten Ohr schnell langweilig. Auch die Soundqualität der Aufnahme zeigt wenig Transparenz, die Bodhrán spielt sehr verwaschen im Hintergrund.
Aber abgesehen davon eine interessante Aufnahme und eine Quelle vieler schöner Tunes.
Kasadenn, Tel: 02.96.74.80.98 et 02.96.76.07.58.
Rolf Wagels


Kinnell "Donald's Dog"
Label: Lochshore; CDLDL1290; 1999; Spielzeit: 52:41 min
Kinnell sind Gavin Pennycook, fiddle, Frances Morton, flute, whistles und Tony Campbell, bouzouki. Diese drei haben ein ausgezeichnetes Album abgeliefert, das sich zwar vorwiegend irischer und schottischer Wurzeln rühmen kann, aber sehr schön durch eine interessante Tuneauswahl aus einigen anderen Ecken der Welt (Skandinavien, Bretagne) ergänzt wird. Es überwiegen jedoch die auf traditionelle Weise interpretierten Jigs und Reels. Ein musikalisch sehr hoch angesiedeltes Werk, mit viel Power und der nötigen Zurückhaltung an den passenden Stellen. Das Zusammenspiel, auch mit den Gastmusikern (Angus Lyon, Piano, Marc Duff (ex Capercaillie), Bodhrán und Steve Lawrence, Percussion) gelingt hervorragend. Der eine oder andere wird vielleicht die Songs vermissen, aber die CD ist trotzdem nie langweilig, da die Musiker mit einem abwechslungsreichen Arrangement aufwarten.
Eine schöne CD !
Lochshore, 9 Watt Road, Hillington, Glasgow. G52 4 RY. Tel.: +44 (0)1418829986
Rolf Wagels


Jimmy Young "Pipeworks"
Label: Greentrax; CDTrax 171; 1999; Spielzeit:58:32 min
Was für eine Ansammlung illustrer schottischer Musiker der Neuseeländische Piper Jimmy Young für dieses Projekt zusammengebracht hat: Iain MacDonald, Iain MacInnes, John Martin und viele andere. Das ganze gibt sich allerdings als ein großes Projekt, sehr schöne Pipemusik, die jedoch darunter leidet unter ein bestimmtes Moto gepreßt zu werden.
Die ersten sieben Tracks sind der Rainbow Warrior, dem Greenpeace Schiff, das der französische Geheimdienst versenkte, gewidmet. Es geht los mit einem traditionellen reel, auf den Northumbrian Pipes (Jimmy Young), den Border Pipes (Iain MacInnes) und den Scottish Smallpipes (Iain MacDonald). Äußerst interessant, die drei verschiedenen Pipes zusammen zu hören. Aber leider macht sich schon im nächsten Track ein Hang zu überarrangierter Kopfmusik breit, den die CD trotz einiger wirklicher Highlights nicht wieder ablegen kann. Die schnellen reels sind das eigentliche Gute an dieser CD, seien es die gelungenen Eigenkompositionen von Jimmy Young oder die nette Interpretation von traditionellen Stücken. Hier zeigt sich das ganze Spielvermögen der Piper, kaum unterbrochen von den Begleitern. Sobald aber in dieser Suite die Stücke wieder ruhiger werden, wird es sehr modern, und die Spielfreude wirkt sehr zurückgenommen.
Fazit: Sehr schöne Instrumentalstücke, die ohne den Anspruch an eine Suite und an Programmmusik sicher lebhafter und herzlicher rübergekommen wären.
Greentrax Recordings; Edinburgh Road, Cockenzie, East Lothian EH32 0HL, Scotland, E-mail; Tel: +44 1875814155 Fax: +44 1875813 545
Rolf Wagels


Chad Clouse: "In the Midst"
Label: Stonehouse Records; Nr. Stonehoue CD 0101; 11 Tracks playing time: 47:11 min
Bluegrass Musik gehörte bislang nicht zu meinen Spezialitäten, aber das könnte sich nach dem genuß dieser CD rasch ändern. Chad House ist ein junger Bluegrass Geiger aus San Francisco, der es mit dieser Scheibe geschafft hat, sich in die erste Liga des Newgrass (Bluegrass mit neueren Elementen verknüpft...) zu spielen. Dabei geholfen haben ihm sehr illustre Leute aus der Szene: Darol Anger, Mandoline, der zusammen mit Jim Nunally das Album auch produziert hat, Scott Nygaard an der Gitarre, Todd Philips, Bass, Marty Cutler, Banjo, sowie David Revelli, Percussion. Es erwarten den Zuhörer elf Tracks, von denen 8 von Chad Clouse selbstgeschrieben sind, darunter ein Song, der eindrucksvoll von Chad's Bruder Chris gesungen wird. Die Bluegrassstücke sind alle sehr swingig und von den verschiedensten Einflüssen geprägt: trad. irish, Tango, Jazz einmal etwas elektronisch/New Age, aber eben meist alles gut verpackt im treibenden, nach vorne ausgerichteten traditionellen Bluegrass. Chad Clouse unterstreicht mit diesem Album eindrucksvoll seine Fähigkeiten als Komponist zeitgenössischer Bluegrass Musik; ich denke wir werden von diesem Namen noch viel hören.
Chad Clouse, Stonehouse Records, 2219 Clement Street #198, San Francisco, CA 94121,8415) 831-13111
Rolf Wagels


Pauline Cato and Tom McConville"The Surprise"
Label: Tomcat Music; Nr. TCCD02; 1999; 14 Titel; Spielzeit: 49:43 min
"Diese Platte ist für mich eigentlich der Geheimtip der letzten Zeit." Das schrieb ich in einer der letzten Ausgabe der Folkworld in der Rezension zur CD "By Land and by Sea" von Pauline Cato und Tom McConville, und jetzt die Überraschung, als diese CD auf meinem Schreibtisch landete.
The Surprise ist mindestens genauso gut wie das vom Daily Telegraph als Folk Album of the Year ausgezeichnete Vorgängeralbum. Die Northumbrienpipes stehen immer noch auf virtuose Weise im Vordergrund, hinzu kommen Gesang und Fiddle von Tom McConville gewohnt souverän vorgetragen. Auch der dritte im Bunde, Gitarrenkünstler Chris Newman, gibt mit seiner einfühlsamen, unaufdringlichen Begleitung und seiner ausgereiften Produktion wieder das Beste. Neben den offentsichtliche Lieblingskomponisten der beiden, James Hill und Scott Skinner, sind diesmal gleich drei Tunes von Tom McConville komponiert, und wenn man es nicht im Booklet nachlesen könnte, würde man es gar nicht bemerken, so in der Tradition verankert sind seine Kompositionen. Die Auswahl der tunes beschränkt sich diesmal etwas mehr auf den schottischen/northumberländischen Bereich, abgesehen von zwei Ausflügen nach Amerika und nach Irland. Die Songs sind auch etwas traditioneller gehalten, sieht man vom wunderschönen "Azalea" ab, das aus der feder von Kieran Halpin stammt.
Diese CD kann also ohne Probleme an die hochgelobte Vorgängerin anknüpfen, und das ist ja ein gutes Zeichen, wenn es gelingt, den selbst hochgesteckten Standard zu halten. Meine Empfehlung für kalte Winterabende: Kamin anmachen, Ohrensessel belegen, ein guter schottischer Whisky und "The Surprise" in den CD Player !
Tomcat Music, 122 Osgathorpe Road, Sheffield S4 7AS +441484 84761413
Rolf Wagels


"folk"
Label: Amigo Musik AB, AMCD 743; 1999; Spielzeit: 67:35 min; 21 Tracks
Eine Scheibe aus der 700er Serie des rührigen Schwedischen Labels – schon ein Ausweis für besten Folk aus Nordeuropa. Diesmal ein Sampler mit einem attraktiven Querschnitt von älteren Veröffentlichungen traditioneller Schwedischer Musik aus der gleichen Serie. Viele bekannte Namen: Swåp, Groupa, Mats Edén ...
Der Bogen zieht sich von archaischen Klängen bis hin zu modernen Folk-Experimenten. Sprünge zwischen scheinbar primitiver Steinzeitmusik und rhythmisch/spieltechnisch hochentwickelter "Jetzzeitmusik" treten auf ... und dennoch gehört alles hörbar zusammen. Vergangenheit und Zukunft, Mystik und Klarheit, Ruhe, Kraft und Dynamik – alles irgendwie ganz nah.
Ob a Capella oder rein Instrumental – fast jedes Stück ein potentieller Ohrwurm. Stellvertretend hier nur das Trio aus Fiddel, Klarinette und Gesang (Björn Ståbi, Kirsten Bråten Berg & Kjell Westling) mit När jag kommer hem herausgehoben.
Wer Schwedische Musik mag, der wird begeistert sein. Wer sie noch nicht kennt, kann sich von dieser CD begeistern lassen!
Amigo Musik AB, sales@amigo.se, Box 6058, S – 10231 Stockholm, Sweden
Frank Jagusch


Pandit Ram Narayan "Raga Puria-Kalyan"
AMCD901; 1999; Spielzeit: 44:46 min; 3 Tracks; (AMLP816 von 1974)
Ustad Amjad Ali Khan "Raga Shuddh-Sarang, Raga Piloo-Kafi"
AMCD902; 1999; Spielzeit: 46:24 min; 6 Tracks; (AMLP836 von 1980)
K. Sridhar "Raga Madhukauns, RagaPiloo"
AMCD903; 1999; Spielzeit: 40:58 min; 6 Tracks; (AMLP844 von 1982)
Pandit Nikhil Banerjee "Raga Piloo"
AMCD904; 1999; Spielzeit: 54:40 min; 3 Tracks; (AMLP822 von 1975)
Label:
Amigo Musik AB
Die geballte Ladung von mehr als 3 Stunden indischer Musik sind auf diesen 4 Wiederveröffentlichungen alter Amigo-Scheiben zu finden. Das Remastering der Liveaufnahmen überlistet deren schon beachtliches Alter – Hörgenuß ohne Knistern oder Rauschen. Die bestechend schlichten Cover lassen die CDs zu auch zu optischen Sammlerstücken werden.
Sechs verschiedene Ragas, auch wenn der Titel Piloo mehrfach auftaucht. Läßt doch diese Musik dem Künstler sehr viel Freiraum zur Interpretation und Improvisation. Für den Hörer kann diese Musik vieles sein – von einer Beflügellung „ganz nebenbei" über Inspiration zu Meditation und Spirituismus bis hin zu vielfältigen musikalischen Entdeckungen. Eine emotionale Beschreibung der Musik nahezu unmöglich – jeder wird (und soll) sie anders erleben ...
Das leitende Instrument ist je nach Musiker Sitar, Sarod oder Sarangi, immer ergänzt durch Tabla und Tamboura. Faszination geht von jedem der Instrumente aus, die Meisterlich gespielt werden.
Bei weitem mehr als nur der Ersatz für die alten Vynils der Fans!
Amigo Musik AB, sales@amigo.se; , Box 6058, S – 10231 Stockholm, Sweden
Frank Jagusch


Colalaila "Col Nidrej"
Label: Boulevard Records/Hammer Music GmbH, BLDCD 545; 1999; Spielzeit: 54:09 min; 18 Tracks; mit Infos
Kein Vorstoß in neue Randbereiche des Klezmer, eine Besinnung auf die Ursprünge der Jüdischen Musik. Colalaila hat sich mit William Usher, dem Kantor der Jüdischen Gemeinde in Darmstadt, zusammengetan und gesungene Gebete auf Klarinette, Geige, Akkordeon und Baß übertragen. Bei einigen Stücken ist Irith Gabriely und der eindrucksvolle Baß von William Usher im Gesang zu hören. Entstanden ist eine insgesamt eher unauffällige Sammlung, die sich jedoch aus einer Reihe von kleinen Perlen zusammensetzt ... – Ein kleiner Einblick in die musikalische Vielfalt des jüdisch-religiösen Lebens.
Auf jeden Fall eine Empfehlung für die zur CD gehörende Colalaila-Tournee im Oktober/November 1999.
Tourneebüro Siegfried Maeker, Blaufelder Str. 70, D – 74595, Langenburg, Germany, Tel. +49/79 05/6 26, Fax +49/79 05/12 26, maeker@maeker-tours.de bzw. Boulevard Records; Christophstr. 38, D – 70180 Stuttgart, Deutschland
Frank Jagusch


Okay Temiz "Karsilama – The Zurma Project"
Label: Jaro Medien GmbH; JARO 4224-2; Spielzeit: 53:46 min; 12 Tracks; mit Infos
Eine CD die sich mehr oder weniger um ein selten gewordenes Instrument dreht: die Zurna. Mit der bei uns bekannten Schallmei verwand, im Klang etwas weicher, jedoch ähnlich laut. Im mitteren Osten beheimatet wurde die Zurna meist in Verbindung mit verschiedenen Trommeln bei Festen, deren Tänzen und Zeremonien verwendet.
Okay Temiz, der in der Türkei geborene Initiator des Projekts, begleitet verschiedene Zurna-Spieler auf diversen Perkussionsinstrumenten. Die Stücke sind der Tradition verpflichtet, werden jedoch durch die vielfältige Untermalung zu Weltmusik.
www.jaro.de, mail@jaro.de, , Bismarkstr. 43, D – 28203 Bremen, Deutschland; Tel. +49/4 21/7 80 80, Fax +49/4 21/7 40 66
Frank Jagusch


Carlos Núñez "Os amores libres"
Label:
BMG/RCA Victor; BMG LC00316; 1999; Spielzeit: 58:24 min
Paddy Moloney bezeichnete ihn als den siebenten Chieftain. Und wenn man einem Urteil über einen Musikerkollegen vertrauen kann, dann auf alle Fälle dem des nimmermüden Kopfes der wichtigsten Kapelle in der keltischen Musikszene. Nach etlichen Jahren der Zusammenarbeit mit den Chieftains und zahlreichen Gastauftritten bei den Produktionen verschiedenster Musiker der Iberischen Halbinsel, (wie z.B. bei dem großartigen Doppelalbum „Bilbao 00:00“ von Kepa Junkera) hat Carlos Nuñez endlich wieder ein von ihm selbstiniziertes Projekt zur Welt gebracht.
Wie bereits bei seinem erstes Soloprojekt „Brotherhood of Stars“ lösten viele Musiker ihr Versprechen ein ihn zu unterstützen. Allein das Lesen der Namen im Booklet zur CD entwand mir ein durchgängiges „Aha!“ Carlos Nuñez ist wohl der einzige Gaitaspieler auf der Welt , der schneller spielen kann, als das menschliche Ohr hört. Aber vor allem ist er ein Pionier, der fast vergessene Melodien seiner Heimat wiederbelebt und durch die mitgebrachten Traditionen der Gastmusiker wirkungsvoll auffrischt. So wirkt das Album wie eine Landkarte, die in einer Taverne irgendwo an der Küste Galiciens zusammengestellt wurde; gezeichnet von den Gezeichneten der Zeit: dem Emigranten, der aus Buenos Aires kommt, um noch einmal seine galicische Heimat zu sehen, dem irische Landgänger, der soviel gereist ist und sich nun selbst für einen Zigeuner hält, dem Spanienkämpfer, der von der fünften internationalen Brigade erzählt. Am ergreifendsten ist wohl die Geschichte der jungen Fischersfrau Maria Soliña, die zur Witwe wurde, als Berberpiraten das Boot ihres Mannes versenkten. Dieses einfache Lied aus dem 17. Jahrhundert fängt durch die spärlichen Untermalung durch Phil Cunninghams Akkordeon, Carlos Nuñez' schnörkellosen Flötenspiels und vor allem durch die glockenhelle Stimme Teresa Salgueiros die von Sehnsucht und Verlassenheit geprägte Atmosphäre dieser Zeit ein.
Überrascht wurde ich jedoch von einem irischen Kampflied aus der Zeit des Spanischen Bürgerkrieges. Die blechscheppernde Aufmüpfigkeit, die von den Taraf de Caransebes ausgeht läßt einem verstohlen die Faust ballen und spätestens beim dritten Hören singt man lautstark „Viva la Quinta Brigada“. All dieses verbunden durch die Virtuosität von Carlos Nuñez Flöten- und Gaitaspiel ergibt diese eigenwillige Landkarte aus unterschiedlichsten Einflüssen, in der Galicien jedoch der Mittelpunkt bleibt.
BMG
Karsten Rube


John Black "Acoustic guitar solos"
Label: Jackpine Records
Solide - das ist vielleicht der erste Eindruck, wenn man John Blacks neue CD "Acoustic guitar solos" hört. Das trifft sowohl auf Johns gekonntes Picking Gitarrenspiel als auch die Auswahl der 13 allesamt recht ruhigen Instrumentals: der Bogen reicht von keltischen Traditionals über Selbstkomponiertes bis hin zu Stücken von Gitarrengrößen wie Duck Baker. Musikalisch kehrt der studierte Gitarrist, der einige Jahre in Rock- und Funkbands verbracht hat, damit zu den Anfängen seiner musikalischen Karriere als Mandolinenspieler bei Square Dances und Ceilis zurück. Insgesamt neigt die Platte leider dazu, sich ein akustisch ein wenig in den Hintergrund zu drängen, so daß man sie schon öfters hören muß, um überhaupt einen Eindruck von ihr zu bekommen.
birkblac@mtn.org, www.hotspringsrecords.co; www.kfai.org
Thomas Kamphans


Zur zweiten CD-Seite
Zum Inhalt der FolkWorld CD Besprechungen

Zum Inhalt des FolkWorld online magazins Nr. 11

© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 10/99

All material published in FolkWorld is © The Author via FolkWorld. Storage for private use is allowed and welcome. Reviews and extracts of up to 200 words may be freely quoted and reproduced, if source and author are acknowledged. For any other reproduction please ask the Editors for permission.


FolkWorld - Home of European Music
FolkWorld Home
Layout & Idea of FolkWorld © The Mollis - Editors of FolkWorld