FolkWorld #54 07/2014

CD & DVD Reviews

Chupacabras "Palante"
Soulfire, 2014

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www.los-chupacabras.de

Die Kölner Band Chupacabras begeistern seit einigen Jahren mit ihrer Mischung aus Mestizosound, Rap, Rock und Cumbia die Club- und Festivalszene. Mittlerweile hört man ihren Namen im selben Atemzug, wie den der Ohrbooten, von Miss Platnum oder Culcha Candela. Und doch ist die Musik noch ein bisschen weltläufiger, denn die lateinamerikanische Musik besitzt bei den Chupacabras den wichtigsten Einfluss."Palante" ist das dritte Album, und während die namensgebenden Fabelwesen eher bedauernswerte Geschöpfe von Horrorgeschichten sind, verbreiten die musikalischen Chupacabras eher Lebensfreude und Spaß. Mit fetten Bläsersätzen würzen sie beispielsweise die Cumbia "Reclicando", die klingt, als wäre Manu Chau endlich mal wach. Im drauffolgenden Song "Declaracion de Presencia" fallen leichte Mariachispuren auf. "Manos Aririba" wird vom von Balkanbrass unterstützt. Der Stilmix ist elegant, weil sich jede musikalische Form, die Chupacabras einbringen, nicht in einer Einheitssoße auflöst, sondern sie immer deren Identität zu wahren wissen. "Palante" ist eindeutig das bisher beste Album der Band.
© Karsten Rube


Faitissa "Terra Aviatica"
Own label, 2014

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www.facebook.com/fatissa

In Barcelona formierte sich 2012 die Folkband Faitissa. Bandgründer Jorge Lamata stammt aus Galizien. In der nordöstlichen Provinz Spaniens besteht eine lange traditionelle Verbindung zur keltischen Kultur. Faitissa folgt den Spuren mittelalterlicher und keltischer Musik auf ihrem Debütalbum "Terra Aviatica". Schnell stößt man auf bekannte Melodien, wie bei dem Lied "Tri Martolod". Dieses Lied stammt aus der Bretagne und besitzt dort den Status eines Volksliedes. Faitissa reisen musikalisch hin und her und lassen dabei Musik aus verschiedenen Regionen Spaniens hören, alte traditionelle Weisen aus Italien, der Bretagne und Musik der Sepharden, der jüdischen Bevölkerung im maurisch besetzten Spanien. Ein paar Kompositionen stammen auch von der Band selbst. Die Sängerin Aloysia besitzt eine klare Stimme und Jorge Lamata spielt die Gitarre recht schnörkellos. "Terra Aviatica" ist ein ordentliches Debütalbum. An der Tonqualität der Aufnahmen sollte die Band allerdings weiter arbeiten.
© Karsten Rube


Toumani Diabaté & Sidiki Diabaté
"Toumani & Sidiki"
World Circuit Ltd., 2014

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www.toumaniandsidiki.com

Toumani Diabaté braucht man in Worldmusickreisen kaum mehr vorzustellen. Der Koraspieler aus Mali gehört zu den herausragenden afrikanischen Musikern und hat die Kora, die Kürbisharfe, weit über die Grenzen seines Landes hinaus bekannt gemacht. Er hat mit Pee Wee Ellis, Björk und Ketama zusammengearbeitet. Sein Sohn, der 1990 geborenen Sidiki Diabaté tritt bereits in seine Fußstapfen. Neben seiner Karriere als Produzent afrikanischer Rapmusik ist er wie seine Vorfahren ein Griot, ein Geschichtenerzähler seines Volkes und ebenfalls ein hervorragender Koraspieler. Gemeinsam haben sie nun das Album "Toumani & Sidiki" aufgenommen. Dieses Album ist wieder einmal eins der besonderen Art, denn einem Diabaté allein gelingt es schon den Hörer auf eine afrikanische Traumreise mitzunehmen. Zwei Diabatés auf der Kora spielen zu hören, ist, als wäre man Publikum bei einem harmonischen Zwiegespräch auf dem Olymp. Die Kompositionen auf ihrem gemeinsamen Album wirken wie fein gewebter Stoff, der sich im Wind bewegt. Die über 700 Jahre alte Tradition der Griotmusiker, die die Familie Diabaté widerspiegelt, klingt ehrfurchteinflössend und harmonieschaffend. Selten war traditionelle afrikanische Musik so zeitlos.
© Karsten Rube


Marinah "El Baile de las Horas"
Montuno, 2013

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www.marinah.es

Was ist von der erfolgreichsten Mestizo Band Barcelonas Ojos de Brujo geblieben? Wenige Wochen nach ihrem Auftritt beim TFF-Rudolstadt 2010 löste sich die Gruppe auf, obwohl noch im Programmheft des Festes die Worte zu lesen waren "... noch ist kein Ende der Erfolgsgeschichte abzusehen ..." Die Sängerin der Band Marina Abad hat sich nach einer Phase der Ruhe musikalisch neu besonnen. Vom Mestizosound bewegt sie sich auf ihrem Album "El Baile de las Horas" fort. Es ist eine eigene Klangwelt, die sie da entwickelt. Eine Klangwelt, die sich auf dem Gebiet musikalischer Experimentierfreudigkeit genauso selbstsicher bewegt, wie auf dem Teppich des seichten Ibericapop. Anklänge araboiberischer Kultur finden sich auf ihrem Album ebenso, wie flamencoorientierte Stücke. Deutlich herauszuhören ist der Trend zu mehr Radiokompatiblität. "Pa Volar" könnte auch von Jennifer Lopez stammen und bringt Latinpop mit Rap und Cumbia zusammen. Manchmal wirkt das zwar etwas anbiedernd, aber auch Künstler müssen Familien ernähren. Marinah verliert dabei nicht den Blick auf ihre künstlerischen Ambitionen, die durchaus ein paar kommerzielle Sommersprossen vertragen. Das bemerkt man im Song "El Carrusel", ein Elektrotango, der überdies vom Gotan Project prominent unterstützt wird. Irgendwie gelingt es ja den Spaniern häufig unterhaltsam, popig und doch nicht völlig banal zu wirken. Dieses Album klingt lebensfroh und sorgt für eine Menge Spaß.
© Karsten Rube


Stella's Morgenstern "Beautiful Songs"
Pike's Nice Records, 2014

www.stellasmorgenstern.de

"Beautiful Songs" nennt das Duo Stella's Morgenstern ihr Programm mit Liebesliedern. Melancholie und Leidenschaft prägen die Auswahl der Lieder, die die Musikerin Stella Jürgensen und ihr musikalischer Begleiter Andreas Hecht ausgesucht haben. Auch wenn sie in manchen Songs von Trennung singen, bleiben die Lieder doch stets hoffnungsfroh. Musikalisch bewegt sich Stella's Morgenstern zwischen Ballade und Folk. Mal klingen die Lieder amerikanisch, mal stehen sie deutlich in der Tradition der jiddischen Musik. Eine durchaus anrührende CD, die auf die Länge von über einer Stunde am Ende jedoch ein wenig abwechslungsarm wirkt.
© Karsten Rube


Kompania "Round Trip"
Chara production, 2013

www.kompania.gr

Die Rempetikoformation Kompania verspricht dem Hörer mit ihrem Album "Round Trip" eine musikalische Reise auf den Spuren griechischer Musik in Europa. Einflüsse aus dem Ausland machen sich in der Musik von Kompania allerdings nur schwer aus. Gelegentlich fließen jüdische Elemente oder verhaltene Anspielungen auf die türkische Harmonielehre in die Kompositionen der Kapelle. Deshalb wundert es beim Hören der CD "Round Trip" nicht wirklich, dass man es mit einer reinen griechischen Rempetiko-CD zu tun hat. Die ist zwar so gehaltvoll, wie die griechische Küche, aber leider auch genauso variationsarm. Vielleicht wird die CD ja nach dem vierten Ouzo spannender.
© Karsten Rube


Budweis-Wunderlich-Jach "Vergnügen"
Eigenverlag, 2014

www.budweis-wunderlich.de

Es ist schon erstaunlich, wenn man auf die Uhr des Lebens blickt und anhand von CD-Erscheinungsdaten feststellt, dass ganz plötzlich 10 Jahre vergangen sind. So lange ist es her, seit das Folkduo Budweis-Wunderlich ihre CD "Frisbee Rhodopsko" veröffentlicht hat. Die CD klingt heute noch so frisch, wie damals. Nun haben sich Jan Budweis und Bettina Wunderlich Michael Jach dazugeholt und spielen in der Kombination diatonisches Akkordeon, Querflöte und Kontrabass zum vergnüglichen Tanz auf. "Vergnügen" nennen sie ihre neue CD und genau dieses Vergnügen zu bereiten gelingt den drei Musikern mühelos. Quer durch die europäische traditionelle Tanzmusik spielen sich die Instrumentalisten, ein Tanz führt sie sogar bis nach Louisiana. Jan Budweis steuert einige Eigenkompositionen bei, die sich alle vom Geist folkloristischer, bisweilen spätmittelalterlicher Tanzmusik inspirieren ließen. "La Falaise" versprüht dabei sogar einen Hauch Hofmusik. "Vergnügen" ist nicht nur ein Versprechen im Titel. Es ist eine Stunde kurzweiliger Tanz- und Hörspaß für jeden begeisterungsfähigen Folktänzer.
© Karsten Rube


Daniel Melingo "Linyera"
www.worldvillagemusic.com, 2014

www.danielmelingo.com

Linyera bezeichnet in der spanischen Sprache so etwas wie einen Wanderer, Obdachlosen oder Stadtstreicher. Daniel Melingo, Schauspieler und Sänger aus Buenos Aires benutzt die Figur eines Linyera, um seine Geschichten aus der Unterwelt am Rio de la Plata zu erzählen. Er erinnert dabei an die Figur des Tramps, die Charlie Chaplin berühmt machte. Auf ähnliche Weise gestrickt ist der Linyera Melingos. Verlierer, Draufgänger, Penner und Prostituierte, Glücksspieler und Pechfinder sind die Protagonisten häufig finster anmutender Lieder. Die Seele des Tangos vermischt mit einem Schuss Tom Waits, Verzweiflungsgesänge mit bezaubernder Lyrik, das alles wird in eigenwilligen und vereinnahmenden Arrangements untergebracht und bietet nichts Geringeres als einen zeitweilig verstörenden Kunstgenuss.
© Karsten Rube


Tiruleque "Mu"
Eigenverlag, 2013

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tiruleque.wix.com

Tiruleque ist eine galizische Band, die sich hauptsächlich auf Volksfesten zusammenfindet und in ländlicher Umgebung zum Tanz aufspielt. Ob begleitend bei Markttreiben, Festtagen oder Dorffeiern. In Galizien gibt es noch eine ganze Menge Gelegenheiten zum Tanz aufzuspielen. Die traditionelle Musik Galiziens, die sich zwischen spanischer Folklore und keltischer Musik bewegt, ist durch die vielen Menschen, die einst aus diesem armen Teil des Landes auswanderten und heute zum Teil wieder heimkehren, verschiedenen Einflüssen aus aller Welt ausgesetzt. Die CD "Mu" zeigt, wie vor allem die Einflüsse aus Lateinamerika die galizische Musik der Gegenwart prägen. Feurige Rumbas unterwandern die dominierenden Dudelsäcke, Pasodoble, Bossa Nova, Klezmer und Ska gehen in den Tänzen auf. Altmodisch wirkt die folkloristische Tanzmusik Galiziens jedenfalls nicht. Tiruleque reiht sich bestens in die Menge hervorragender galizischer Künstler ein, die die Musik dieses kleinen Landstriches so ungemein bereichern.
© Karsten Rube


SonDeSeu "Danzas Brancas"
Folmusica, 2013

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www.duacode.com/sondeseu/

SonDeSeu nennt sich das erste galizische Volksmusikorchester. Es wurde 2001 in der Municipal School of Folk in Vigo gegründet. Ziel war die Bewahrung des musikalischen Erbes der nordöstlichen spanischen Provinz. "Danzas Brancas" ist bereits das vierte Album dieses bis zu 53 Musiker starken Ensembles, in dem besonders die traditionellen Musikinstrumente Galiziens eine bestimmende Rolle spielen. Dazu gehört der galizische Dudelsack (Gaita), die Drehleier, Harfe, die galizische Flöte und die Pandereita. Ergänzt wird der Klangkörper durch den Gesang der Pandereiteras, wunderschön anzuhörende Frauenchöre, die aus der Tradition der Wechselgesänge galizischer Wäscherinnen bei der Arbeit hervorgegangen sind. Das Orchester steht unter der Leitung von Rodrigo Romani, der mit der Band Milladoiro eine der bekanntesten Folkgruppen Galiziens gründete. Als Gäste auf diesem abwechslungsreichen Orchesterwerk finden sich zu dem Anxo Pintos von der leider inzwischen aufgelösten Band Berrogüetto, sowie der baskische Akkordeonvirtuose Kepa Junera. "Danzas Brancas" schöpft aus dem Vollen. Nicht nur die Menge großartiger Musiker beeindrucken, sondern vor allem der unbeschwerte und fröhliche Umgang mit der galizischen Musik, die eine ungebremste Lebensfreude vermittelt.
© Karsten Rube


Various Artists "Songs of Gastarbeiter Vol. 1"
Trikont, 2013

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Ein skurril anmutendes Stück Zeitgeschichte veröffentlichte jüngst das Trikont Label. "Songs of Gastarbeiter Vol.1" ist eine Sammlung der Musik türkischer Gastarbeiter der ersten Stunde. Die Zeit des deutschen Wirtschaftswunders, das zu einem erheblichen Teil der Schufterei zum Arbeiten eingeladener Ausländer zu verdanken ist, wirkt inzwischen altbacken und verstaubt. Ähnlich ist es mit den Liedern dieser Zeit. Ob deutscher Schlager oder türkischer Einwanderersound, beides ist heute nur unter dem Auge der historischen Betrachtung temporär erträglich. Hier hilft auch die Retro- und Vintagewelle nicht. Besonders seltsam sind auf dem Album Lieder, wie "Willkommen" und "Türkisch Mann". Letzteres ironisch gemeintes Lied aus den 1970-Jahren würde heute aufgenommen selbst dann fremdenfeindlich wirken, wenn es in einer Comedyshow liefe. Bei diesen Liedern auf der CD verkehren sich die persiflierten Vorurteile der Deutschen gegenüber den Gastarbeitern in Urteile der Gastarbeiter. Besonderen Schmerz bereitet die in den 1970 beliebte elektrische Orgel. Selten strahlt die türkische Harmonielehre, wie in Yüksel Özkasaps Lied "Gurbet" durch. Die ganze CD erinnert mich an die Sendung für Gastarbeiter "Türkiye mektubu", die ich in den Siebzigern immer laufen ließ, um die darauf folgende Muppet-Show nicht zu verpassen. Manch historischer Rückblick wirkt befremdlich. Aber es liegt in der Natur des Menschen, dass er die verstaubte Kiste auf dem Dachboden seiner Großeltern persönlich als Schatz empfindet, während jeder andere es für Plunder hält. Und das ist dann wieder in Ordnung. Nicht alles muss auch für jeden von Wert sein.
© Karsten Rube


Thomas Rabenschlag & May Lässer
"Arr Ju launsam Tuneit"
Mokshamusic, 2014

www.rabenschlag.ch
www.maxlaesser.com

"Ich weiß nicht, was ich bin, ich schreib es einfach hin. Jetzt haben wir den Salat: Ich bin ein Literat". So schrieb und sprach Robert Gernhardt und nahm damit ganz gemächlich seine eigene Zunft auf die Hörner. Gernhardt, den man ohne Weiteres in eine Reihe mit Ringelnatz und Tucholsky stellen kann, dichtete und schrieb nie ohne Schalk im Nacken. 2006 starb der Dichter. Thomas Rabenschlag und Max Lässer[46] sind enge Freunde Gernhardts gewesen. Seinem Werk fühlten sie sich schon zu dessen Lebzeiten nahe genug, um es zu vertonen. Die neueste Veröffentlichung der beiden Musiker trägt den Namen "Arr Ju Launsam Tuneit". 16 Lieder sind darauf zu hören, in denen Lässer und Rabenschlag ausgewählte Texte Gernhardts vertont haben. Mal augenzwinkernd, mal anzüglich, manche beinahe zynisch und alle - typisch Gernhardt - hintersinnig. Eine schönere Ehrung hätte der Meister des verdrehten Wortes wohl kaum bekommen können.
© Karsten Rube


Fee Badenius "Feelosophie"
Reimkultur, 2013

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www.feebadenius.de

Da ist sie wieder, die feinfühlige Alltagssicht der jungen Fee Badenius. Ihr neues Album "Feelosophine" setzt dort fort, wo sie vor knapp einem Jahr mit "Feemansgarn"[50] aufhörte. Wieder spinnt sie einen Faden aus Mädchenproblemen, kleinen gesellschaftspolitischen Philosophien und Liebesliedern auf Nahrungsmittelbasis. Peinliche Situationen ("Wörter dafür") sind ihr dabei ebenso wenig fremd, wie Lieder über unbelehrbare Selbstüberschätzung ("Gemüsemann"). Solche freundlichen Beleidigungen klingen bei Fee Badenius einfach zauberhaft. Für den Teil der Gesellschaft, der sein Gehirn als Smartphone in der Tasche mit sich trägt und lieber googelt, statt zu wissen, hat sie das Lied "Gefährliches Halbwissen" geschrieben. Sehr schön ist das Lied "Es geht so". Auch hier muss man deutlich hinhören, um die kleinen Gemeinheiten herauszuhören, die sie darin versteckt hat. "Vorsicht zerbrechlich" ist ein äußerst sensibles Liebeslied, zart und von leichter durchscheinender Traurigkeit. Über ihren Umgang mit Haustieren sollte sie sich noch einmal ein paar Gedanken machen. "Kater" ist ein eher albernes Lied. Ein schöner Abschluss ist der Schlusstitel. Instrumental und als Hiddentrack auch nicht auf dem Cover aufgeführt wird hier für Fee Badenius völlig untypisch gegroovt. Fazit: Feelosophie ist keine Überraschung, aber trotzdem schön.
© Karsten Rube


Jamaram "Almost Hits"
Soulfire, 2014

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www.jamaram.de

Die umtriebige Münchner Reggaeband Jamaram wagt einen Rückblick. "Almost Hits" heißt die Retrospektive der gut gelaunten Band.[49] "Almost Hits" ist dabei weniger eine Sammlung der gefragtesten Songs der Band, als vielmehr ein Überblick über die Songs, die die einzelnen Bandmitglieder selbst im Laufe der letzten vierzehn Jahre favorisierten. Da kommen schon mal Perlen zum Vorschein, die einem recht unbekannt sind. Jamaram‘s Musik reduziert sich nicht auf Reggae. Die Musiker beherrschen die ganze Vielfalt lateinamerikanischer Stilistiken, von Reggae über Cumbia, Cha-Cha, Salsa, schieben Dubrhythmen hinterher, würzen das Ganze mit Hip-Hop in Spanisch, Deutsch und Englisch und lassen sich zwischendurch auch mal auf leisere Töne ein. Ein mitreißender und dynamischer Sound, der ziemlich cool ist, aber keinen kalt lassen dürfte. Dem Album liegt eine DVD bei, die in 40 Minuten über die Band und ihre Tour mit afrikanischen Künstlern berichtet.
© Karsten Rube


Jah Chango "Sardinas"
Soulfire, 2014

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www.jahchango.com

Reggae klingt meist entspannend, nach Sonne, Strand und guter Laune. Der Reggae entsprang zwar den Armenvierteln von Kingston/Jamaika, eine politische Protestbekundung war es aber selten. Inzwischen haben sich viele Reggaestile entwickelt. Dancehall, Ragga, Ska, Dub und und und. Längst ist der Reggae keine jamaikanische Musik mehr und gerade in Deutschland finden zahlreiche Künstler im Reggae ein Zuhause. Jah Chango lebt zwar auf Formentera, wo er im sonnigen Inseldasein seine Songs komponiert, doch mit Produzent Umberto Echo hat er für seine CD "Sardinas" einen Mitstreiter gefunden, der in der Welt des Dubs zu Hause ist, wie kaum ein anderer. So gehören unter anderem Jamaram zu den Musikern, die in seinem Studio ein und ausgehen. "Sardinas" ist ein multilinguales Album. Ein paar kritische Töne zum Leben und zur Gesellschaft finden sich zwar schon mal in den Texten seiner Songs, doch allgemein ist es ein freundliches und lebensfrohes Album, das zu allererst der Liebe zum Leben, zu seiner Frau und zu seiner Insel huldigt. Ansteckend ist dabei der überaus entspannende Rhythmus. Um guten Reggae zu genießen und dabei ein bisschen high zu werden, muss man nicht zwangsläufig kiffen, auch wenn es wahrscheinlich den Effekt verstärkt. Schöne Platte.
© Karsten Rube


Carmen Souza "Live at Lagny Jazz Festival" [CD/DVD]
Galileo Music, 2013

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www.carmensouza.com

Seit einigen Jahren gehört die kapverdische Musikerin Carmen Souza zu den auffallendsten Persönlichkeiten der Weltmusik- und Jazzszene. Ihr Gesangsstil ist einzigartig, ihre Stimme außergewöhnlich, ihr musikalisches Temperament variantenreich und schwer zu bändigen. Im Oktober 2013 trat die Künstlerin beim Jazz Fest in Lagny sur Marne vor den Toren von Paris auf. Das Album "Live at LAGNY JAZZ FESTIVAL" zeigt in Ton und Bild Teile dieses umjubelten Auftritts und ihre Virtuosität in Stimme und Musikalität. Hervorzuheben ist dabei auch ihre Band, besonders der Pianist Ben Burell. Carmen Souza interpretiert live unter anderem den Cesaria Evora Titel "Sodade" auf eine eigenwillige, wie ergreifende Weise.
© Karsten Rube


Helsinki-Cotonou Ensemble "Beaucoup de Piments"
Teosto, 2013

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www.helsinkicotonouensemble.com

Afrobeats gepaart mit Funk und Jazz, dazu ein paar Arrangements, die deutlich nach siebziger Jahre klingen, wer muss da nicht zu allererst an Fela Kuti denken. Die finnisch-beninische Jazzformation Helsinki-Cotonou Ensemble produzierte ihre Debüt-CD "Beaucoup de Piments" ganz im Geist des legendären afrikanischen Musikers. Satte Bläsersätze, die perlenden Klänge einer afrikanischen Gitarre, funky Bassriffs, unermüdliche Perkussion mit einer unbändigen Spielfreude zusammengestellt ergeben eins der interessanten Worldjazz-Debütalben, die mir in letzter Zeit untergekommen sind. Vergleichbar ist die Band mit der brasilianischen Band Bixiga70, die im letzten Jahre (2013) beim Tanz und Folkfest für Furore sorgten. Das Helsinki-Cotonou Ensemble erweitert das musikalische Angebot allerdings noch um den Gesang. Mittreißend.
© Karsten Rube


Josh Hoyer and the Shadowboxers
"Josh Hoyer and the Shadowboxers"
Eigenverlag, 2013

www.joshhoyerandtheshadowboxers.com

"Jake hatte eine Erleuchtung. 'Wir bringen die Band wieder zusammen' sagte er. Der Rest ist Geschichte.". Diese Sätze fallen mir spontan ein, wenn ich das Debütalbum des Amerikaners Josh Hoyer und seiner Shadowboxer höre. Solch starke Kombination aus Blues, Gospel, Funk und Soul habe ich das letzte Mal bei den Blues Brothers gehört. Hoyer lässt kraftvoll ins Horn blasen, brüllt entfesselt ins Mikrofon und lässt Gitarren und E-Orgeln aufschreien. Dabei lässt er genug Energie frei, um einen ganzen Windpark überflüssig zu machen. Hoyer stammt aus Nebraska, wo er seit dem achten Lebensjahr auf die eine oder andere Weise Musik gemacht hat. Vom Kirchenchor bis zum Jazzsaxophonist erstreckt sich seine musikalische Entwicklung. Mit der Band The Shadowboxer schreitet er weiter voran. Ein umwerfendes Debütalbum hat der inzwischen zum Multiinstrumentalist gewordenen Hoyer vorgelegt. Leider ist es nur acht Songs lang und macht damit Lust auf mehr.
© Karsten Rube


"Inka Moods - A Portrait in Music"
GLM/Fine Music, 2014

www.martina-eisenreich.com
www.mulofrancel.de

Es gibt Klassiker der Weltmusik, die sind so ausgelutscht und totgespielt, dass man kaum mehr an deren Wiederbelebung glaubt. "El Condor Pasa" ist so ein Lied. Wer es in einer beliebigen Stadt der Welt in der Fußgängerzone vor seinem Hotel hören muss, wo die Musiker bereits morgens um 8:00 Uhr mit ihrem Tageswerk aus Interpretationen von "El Condor Pasa" und "Chiquitita" beginnen, weiß, dass man dieser authentischen Musik durchaus auch mit mangelnder Wertschätzung begegnen kann. Spätestens seit Simon und Grafunkel‘s Version ist "El Condor Pasa" aber der Inbegriff des Schlafliedes. Allerdings gibt es Musiker, die können sich an jeden erdenklichen Song machen, sei er auch noch so gnadenlos hingerichtet worden und bringen ihn auf erfrischende Weise wieder ans Leben. Die Künstler von Quadro Nuevo[52] sind zweifelsohne Meister der musikalischen Neubetrachtung. Das Projekt "Inka Moods" wagt sich an die Lieder des Andenvolkes. Federführend sind dabei der Kopf von Quadro Nuevo Mulo Francel,[50] die Violinistin Martina Eisenreich,[45] sowie der Perkussionist Wolfgang Lohmeier. Mit einem virtuosen Ensemble schaffen es die Musiker im Zusammenspiel der Kultur der Inkas wieder magischen Momente zu entlocken, die unter der ganzen Folklore verschütt gegangen sind. Die CD schafft eine jazzig-spirituelle Stimmung. Dabei greifen die Musiker auch auf bereits veröffentlichte Stücke zurück, wie auf die Komposition "Cacao" vom Album "Songs of Spices",[42] das Mulo Francel mit der Harfenistin Evelyn Huber vor einigen Jahren einspielte. Wenn lateinamerikanische Folklore auf die Harfe von Frau Huber, die Geige von Martina Eisenreich und das Saxofon von Mulo Francel trifft und dies von der Gitarre eines Jan Pascal veredelt wird, kann man kaum von etwas anderem, als von magischer Musik reden. Ein exzellentes Hörerlebnis.
© Karsten Rube


Bob Bradshaw "Home"
Fluke Records, 2013

www.bobbradshaw.net

In Boston haben sich besonders viele Iren niedergelassen. Bob Bradshaw gehört dazu. Der in Irland geborenen Songwriter klingt allerdings, als käme er aus dem amerikanischen Südwesten. Seine Vorliebe für Folkmusik paart sich elegant mit seinen Songwriterqualitäten. Das Album "Home" enthält zwölf Songs, in denen er Geschichten über zwischenmenschliche Beziehungen erzählt, über menschliche Unzulänglichkeiten singt und die ewige Sehnsucht nach der perfekten Liebe in den Mittelpunkt stellt. Bradshaw‘s Reisen in das psychische Innenleben des Menschen wirkt dabei überzeugend und ehrlich. Seine Kompositionen sind fein gewebte countryorientierte Folksongs, die nie langweilen. Selbst ein hervorragender Gitarrist könnte ihm das Instrument als Basis für seine Geschichten genügen. Doch bereichert er einige Songs mit Akkordeon. Mandoline und Geige. "Take me to the East" ist dank dieser Bereicherung eines der schönsten Lieder auf der CD.
© Karsten Rube


Rasga Rasga "Anhelo" [EP]
Eigenverlag, 2014

www.rasgarasga.de

Die einstige Schülerband und jetzige Tanzkapelle Rasga Rasga aus Süddeutschland, stellt mit der EP "Anhelo" neues Material vor. Die sechs Songs zeugen von reinem Tanzvergnügen. Rasga Rasga’s Musik steht auf dem Fundament des Balkanbrass‘, allerdings bestehen die weiteren Bauelemente aus spanischer Sommermusik und Speedfolk. Zusammen ergibt das eine dynamische Rumpelfolk-CD, die nur einen einzigen Zweck erfüllen muss: zu schweißtreibenden Tanzorgien zu animieren.
© Karsten Rube


Rainald Grebe & das Orchester der Versöhnung
"Berliner Republik"
Broken Silence, 2014

"Die Kleinkunst ist ein Genre der darstellenden Künste, insbesondere des Theaters und der Musik, das seinen Namen aufgrund seines begrenzten personellen, räumlichen und materiellen Aufwands erhalten hat." (Wikipedia)

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www.rainaldgrebe.de

Rainald Grebe hat in schöner Reihenfolge Kleinkunstpreise eingesammelt. Die Frage ist, ob er mit dem inzwischen zu einem enormen Klangkörper angeschwollenen Orchester der Versöhnung der Definition Kleinkunst im herkömmlichen Sinne noch gerecht wird? Denn das Wort "Kleinkunst" wird ja wohl nicht das Genre auf Grund der Qualität beschreiben? Obwohl - bei Kabarettisten weiß man nie. Grebe jedenfalls kann auch größer, deshalb bekommt er in diesem Jahr mal einen anderen Preis, nämlich die Ruth, den Sonderpreis des Tanz- & Folkfestes Rudolstadt. Im Dezember 2013 hat er im Berliner Admiralspalast das Album "Berliner Republik" zusammengespielt. Das liegt jetzt als Doppelalbum vor. Grebe singt - obwohl er eher leiert - mit dem Orchester der Versöhnung über die Befindlichkeiten der Bundesrepublik. Dabei ist er ein Aufzähler von Fakten und Tätigkeiten, Satzplattitüden und ein Meister der Wortbasteleien. Das Absurde der Gegenwart bringt er in der unermüdlichen Gegenüberstellung zum Ausdruck. Grebe eckt nicht an, da kann er machen, was er will. Alle finden ihn sympathisch. Er kann Plattheiten aufsagen, wie in "Dankwart ist Tankwart" und dabei sogar zum Mord aufrufen. Kritiker lachen nervös und sagen: "Niedlich, wie er den großen Stammtisch Internet zitiert." Er kann eine Indianermütze tragen, obwohl in seiner Heimatstadt Köln selbst beim Karneval das Tragen von Indianerkostümen als Diffamierung indigener Völker angeprangert wird. Bei Grebe spielt das keine Rolle - er macht Kabarett. Da ist das Satire und die Brüllaffen der politischen Korrektheit klopfen sich auf die Schenkel. Grebe spielt geschickt mit dem Masochismus des Kabarettbesuchers. Ohne das Publikum direkt anzugreifen, führt er es vor. Die Zuhörer biegen sich vor Lachen. Wie sang Dota Kehr schon so treffend: "Es sind immer die Anderen".
Und dabei verbreitet kaum einer seiner Texte irgend eine Form von Hoffnung. Ob Lieder, wie "Bundestagswahl", "Eintagsfliege", "Multitasker", selbst "Heimat", alle sind Ausdrücke deprimierender Zukunftslosigkeit. Eines seiner seltsamsten und dabei erfrischend kurzen Lieder bringt seine Sicht auf das Leben in Deutschland und seinen eigenen Platz darin am besten auf den Punkt. "Kutsche": "... ich sitz in meiner Kutsche auf dem Brandenburger Tor, dresche auf die Gäule ein, es geht keinen Meter vor. Ich werd das hier nicht ändern, ich werd nur drüber singen ..." Aufmunternd an seinem Liveauftritt im Admiralspalast ist lediglich das hervorragende Bläserensemble.
Aber man muss ihn gernhaben, den Kabarettisten, Autoren, Liedermacher und Schauspieler, kurz den multitalentierten Kleinkünstler Rainald Grebe, der so geschickt seine Zuhörer manipuliert, dass sie glauben, er wäre einer von ihnen. Der tut ja nix. Der will ja nur spielen. Und sollte er seinem Publikum ans Bein pissen, verleihen sie ihm dafür einen Preis. Kabarett ist schon seltsam.
© Karsten Rube


The Giora Feidman Jazz-Experience "Klezmer meets Jazz"
Pianissimo Musik GmbH, 2014

www.giorafeidman-online.com

Außer Klezmer ist mir keine andere Musikrichtung bekannt, die so unvoreingenommen mit beinahe jedem anderen musikalischen Stil solch harmonische Spielformen zeugt. Giora Feidman hat in seinem Leben sein Liebchen Klezmer schon mit vielen geteilt. Er hat Gershwin gespielt, Tango mit Klezmer gepaart, Yiddish Soul kreiert, Schubert interpretiert und natürlich unzählige CD's mit verschiedensten Klezmervariationen aufgenommen. Von den Soundtracks, an denen er mitgewirkt hat, ganz zu schweigen. Jetzt hat er sich auf der CD "Klezmer meet Jazz" an einen weiteren Stil gewagt und auch das gelingt dem bekanntesten Meister der Klezmerklarinette vortrefflich. Das Feidman-Quartett lässt Klezmer um Kompositionen von Bill Evans, Chick Corea und Orian Shukrun, einem jungen talentierten Pianisten aus Israel, kreisen. Auch Duke Ellingtons "Caravan" fehlt nicht. Die Kombination ist stimmig, der Jazz bildet eine gute Basis. Die Lieder sind Dank Giora Feidmans wunderbaren Klarinettenspiels aber dichter am Klezmer, als am Jazz.
© Karsten Rube


MaCajun "Toujours - Live"
Eigenverlag, 2014

www.macajun.de

Die Lüneburger Cajunaltmeister von MaCajun haben schon an vielen Stellen zum Tanz aufgespielt. Auch Tanzworkshops bestreiten sie. Jetzt haben sie eine CD mit ausschließlich Live eingespielten Titeln aufgenommen. Mit viel Spaß an Traditionells aus Louisiana und einigen Coverversionen, von Knopfler bis Waggershausen, will beim Hören der CD eine Stimmung wie aus dem Tanzzelt aufkommen. Das klingt nicht immer perfekt abgemischt und professionell, lässt aber viel Raum für Spontanität erahnen. Eine CD ist nun mal kein Liveerlebnis. Aber die Folkstanzstimmung fangen die Aufnahmen gut ein.
© Karsten Rube


Daniel Puente Encina "Chocolate con Aji"
Polvorosa, 2014

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www.danielpuenteencina.com

Wenn jemand seine CD "Schokolade mit Chili" nennt, kann man sich auf eine scharfe Mischung gefasst machen. Der Chilene Daniel Puente Encina ist nicht bereit, der süßen Lust des Lebens nur eine Messerspitze Scharfe zu verleihen, nein, er muss richtig tief in die Gewürzkiste greifen. Die neue CD ist eine der heißesten Latin-Pop CD's des Jahres. 14 Songs hat Encina aufgenommen und dabei mit rockigen Tönen und großen Orchesterarrangements gespielt. Seine Auffassung von Rhythm & Blues geht dabei nahtlos in Latinsound über. Samba, Tango und lateinamerikanische Folklore lässt er ebenso wenig aus, wie Balladen, die allerdings nie im Kitsch absaufen. "Eat my soul" ist ein Song, der mich ein wenig an Nirvana erinnert. "Freire" ist ein lateinamerikanischer Tanz, der neben Mariachibläsern auch Flamencogitarren einbindet. In "San Antonio" spielt er sogar mit Gipsyjazzelementen und Slidegitarren. Und so geht er weiter spazieren in den musikalischen Stilen der Welt, allerdings nicht ohne allem einen eigenen prägnanten Stempel aufzudrücken. Lediglich seine Unentschlossenheit, ob er nun englisch oder spanisch singen soll, stört mich etwas. Mir wäre eine rein spanische Version seiner Songs lieber gewesen. Trotzdem ist "Chocolate con Ají" eine ganz besonders gut gewürzte CD.
© Karsten Rube


Liloba "Tango Ekoki"
Broken Silence, 2014

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www.lilobamusic.de

Mit ihrer Debüt-CD "Tango Eloki" haben die Leipziger Musiker der Band Liloba gleich den Förderpreis für Weltmusik, die Ruth, gewonnen. Leipzig ist allerdings nur der zentrale Punkt, an dem sich die Linien schnitten, die die Musiker bis dahin gezogen hatten. Der kongolesische Sänger Pierre Kalongji Tumba kam auf der Flucht vor dem Krieg in seiner afrikanischen Heimat nach Leipzig, wo er bei einer Studiosession den Soundtüftler Rafael Klitzing traf. Die als Backgroundsängerin agierende Belgierin Else Grégorie erwies sich bald als zu dominant, um sie nur im Hintergrund zu lassen. So verbanden sich zwei außergewöhnliche Stimmen zu einem harmonischen Duo. Das Wort "Liloba" stammt aus Zentralafrika und bedeutet so viel wie Stimme, was dieses musikalische Projekt kaum passender bezeichnen könnte. Die Musik soll eine Verbindung herstellen, zwischen den Themen afrikanischer Völker, deren Lieder und Traditionen und den modernen urbanen europäischen Klängen, die sich heute vor allem auf elektronische Beats stützen. Die Lieder besitzen eine eigene Harmonie, die sich vom Metier des Chansons ebenso leiten lässt, wie vom Clubsound und von der afrikanischen Urmusik. Liloba erzeugen eine weltmusikalische Klangvielfalt, für die es zu Recht den Folkförderpreis auf dem Tanz- & Folkfest in Rudolstadt gab.[53]
© Karsten Rube


Raymond Gonzales "One Bright Night"
Eigenverlag, 2013

www.raymondgonzalez.net

Einfache und schöne Songs hat Raymond Gonzalez geschrieben und auf seiner CD "One Bright Light" eingespielt. Der Songwriter und Gitarrist erweist sich in seiner geradlinigen Ausdrucksweise als Romantiker mit Stil. Dabei erinnert er mich bei einigen Songs an James Taylor. Gonzalez ist ein recht guter Gitarrist und Banjospieler. Seine romantischen Bluegrass- und Countrysongs, vor allem der Titelsong sind kleine Perlen der amerikanischen Folkmusik, die man in dieser Stilreinheit kaum noch hört. Seine angenehme Stimme ergänzt die Kompositionen auf sympathische Weise. Raymond Gonzalez' CD "One Bright Light" beweist, wie man ohne übertriebenen Aufwand, wunderbare musikalische Akzente setzen kann.
© Karsten Rube


Strom und Wasser "Anticool"
Traumton Records, 2014

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www.strom-wasser.de

Eine bessere Bezeichnung als "RadikalPoet" hätte sich Traumton-Records für den deutschen Musiker, Dichter und anpackenden Systemkritiker Heinz Ratz nicht einfallen lassen. Heinz Ratz stellt sich nicht auf die Bühne und besingt im jammernden Tonfall des Liedermachers Probleme. Nein, im Gegensatz zur singenden und bepreisten Liederelite geht er los und greift zu. Sein letztes engagiertes Auftreten bewahrte einige asylsuchende Musiker vor der Abschiebung. Die Band The Refugees tourte mit Ratz‘ Band Strom und Wasser erfolgreich durch Mitteleuropa.[53] Mittlerweile steht diese Band auf eigenen Füßen und Strom und Wasser widmet sich weiteren Problemen - denn die werden leider nicht weniger. Auf "AntiCool" lässt es Ratz musikalisch wie textlich wieder auf Krawall ankommen. Voller Zorn geht er auf gelackte Affen los, auf verantwortungslose Schacherer, die selbst das Grundrecht auf Wasser zu Geld machen wollen. Doch Ratz ist nicht allein der zornige Aufwiegler. Zorn ist eine Folge von zu viel verletzter Sensibilität. Ratz kann sich gut vor Dauerzorn schützen, wie man in den Liedern merkt. "Glück", "Mondperspektive", "Das Schönste, was es gibt" sind Beispiele, die zeigen, dass der Musiker Ratz trotz allem Zorn auch lieben kann. Sentimentale Töne, wie in "Philosophischer Irrtum" lassen Raum für Nachdenkliches jenseits des Klassenkampfs. Musikalisch wesentlich weiterentwickelt sehe ich Ratz und seine Band Strom und Wasser ganz in der Tradition des leider immer noch toten Rio Reiser.
© Karsten Rube


Strom und Wasser "Anticool"
Traumton Records, 2014

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Strom und Wasser sind der Berliner Poet, Liedtexter und Musiker Heinz Ratz (Gesang, Bass), Enno Dugnus (Klavier, Keyboards), Ingo Hassenstein (Gitarre), Arne Assmann (Saxophon, Querflöte, Akkordeon) und Burkard Ruppaner (Schlagzeug). Gemeinsam mit einer Reihe von Gastmusikern haben sie für ihr zehntes Album 15 Originalsongs aufgenommen.
Ratz rappt über die Rücksichtslosigkeit der Oberschicht, die sich wichtig nimmt und über Leichen geht, beim Titelsong angetrieben von Bastian Bruchmann am Schlagzeug, Bass und Keyboard, und das lebensnotwendige „W.A.S.S.E.R.“ wird von der westlichen Welt verschwendet, während andere am Verdursten sind, rockiger Rhythmus, Elektronik Sound, markige Gitarrenriffs, Klavier, Flöte, Trillian Barthels Chorstimme und Rike Kinnemanns (Mimi Crie) Operngesang vermischen sich mit Rap zu einer atemberaubenden sozialkritischen Hymne. „Philosophischer Irrtum“ ist eine Mischung aus coolem Blues mit Orgel, Saxophon und Akkordeon und rassigem Akkordeon/Saxophon Tango und „Innere Dämonen“ ein grooviger Rap mit dem Bregenzer Claudio Spieler an den Waterdrums. Beim einzigen Instrumentalstück spielen Gitarre, Bass, Schlagzeug und Saxophon den „Hosenjazz“ und überzeugen mit tollen Improvisationen, ein kleiner Abstecher in den Free Jazz. Die Berliner Liedermacherin Miriam Bohse spielt bei „Das Schönste was es gibt“ die Querflöte, Thomas Göhringer gastiert am Schlagzeug, Pop, Liedermacher Sound und Liebeslied, und „Seelenparlamentsrevolution“ ist ein mitreißender Soul Rock.
Die Texte von Ratz überzeugen mit tiefgründiger Poesie, ob sozialkritisch oder persönlich immer trifft er den Nagel auf den Kopf. Die musikalischen Arrangements sind abwechslungsreich, stilübergreifend und einzigartig. Strom und Wasser sind aus der deutschen Liedermacherszene nicht wegzudenken.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Schandmaul "Unendlich"
Vertigo/Capitol, 2014

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Seit mehr als 15 Jahren sind die Schandmäuler in der Mittelalter Szene mit ihren poetischen Rocksongs bekannt und geliebt. Für ihr achtes Studioalbum haben die sechs Spielmänner und –frauen 13 neue Songs und zwei Instrumentalstücke aufgenommen. Die Musik wurde gemeinsam komponiert und Sänger Thomas Lindner, Sackpfeifenspielerin Birgit Muggenthaler-Schmack und Gitarrist Martin „Ducky“ Duckstein teilten sich das Texteschreiben.
Thomas hat sich von der Seeschlacht von „Trafalgar“ (1805) inspirieren lassen und gedenkt dem siegreich gefallenen Admiral Nelson, ein mitreißender Rock Song mit Birgit an der Schalmei und tollen Gitarrenriffs von Ducky. Beim Spielmannslied „Tippelbruder“ wechselt Birgit zur Flöte und spielt mit Anna Katharina Kränzlein an der Geige ein schönes Duett, Ducky, Stefan Brunner am Schlagzeug und Matthias Richter am Bass sorgen für den rockigen Pace. Ducky schrieb den Antirassismus Song „Bunt und nicht braun“, den die Band als up-Beat Mittelalter Punkrock interpretiert. Thomas begeistert nicht nur bei den rockigen Songs mit großartigem Gesang, sondern auch bei der von Birgit getexteten epischen Ballade „Baum des Lebens“, die von Alexandra Hartmanns wunderschönen Harfenklängen verzaubert wird. Thomas spielt neben der Akustikgitarre auch das Akkordeon wie beim instrumentalen „Tangossa“, bei dem sich orientalische Klänge mit Mittelalter Rock und Tango Klängen vermählen. Birgit schwärmt vom „Mittsommer“, Dudelsack, E-Gitarre und Thomas leidenschaftlicher Gesang fordern zum Tanz, Geige und Flöte spielen darauf eine rhythmische Tanzmelodie. Beim Refrain des dreisprachigen (Deutsch, Russisch, Englisch) Trinklieds „Der Teufel…“ wird Thomas gesanglich von Fiddlers Green und Russkaja unterstützt, Prost.
Mit viel Charisma, phantasievollen Texten und virtuosen Interpretationen haben es Schandmaul geschafft über 1 ½ Jahrzehnte die Mittelalter Rock Szene zu prägen und auch ein Publikum zu begeistern, das sonst andere Musikstile bevorzugt, das neue Album bringt neue folkige Ansätze.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Andy Griffiths "Looking at a life…"
Eigenverlag, 2011

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Der kanadische Singer/Songwriter Andy Griffiths (Gesang, Gitarren, Bass, Tamburine) hat für die Aufnahmen seines Debütalbums zwei Gitarristen, einen Bassisten, drei Schlagzeuger, zwei Keyboarder und einen Flötenspieler eingeladen. Die zehn Originalsongs wurden in wechselndem Lin-up eingespielt.
Bei den rockigen Songs wie „Bare bones“ nimmt Alvin Lapp die Drum Sticks in die Hand, Frank Koren spielt markige Riffs und virtuose Solis an der E-Gitarre und Griffiths begeistert mit tollem Gesang. Aber auch bei der stillen Ballade „Bear with me“ sorgt Lapp für dezenten Rhythmus, Russ Bowell spielt den Bass, Steve Didunyk Akkordeon und Piano und Noah Zacharin akustische Finger-Style Gitarre. Mark Kelso erzeugt bei „Don’t listen to me“ den mitreißenden Pace, Koren lässt seine Gitarre jaulen und Lawrie Ingles verstärkt mit den Keys den souligen Groove und die Flöte von Phil Kane, Zacharins Akustikgitarre und der einfühlsame Gesang von Griffiths dominieren das romantische „She goes“. Der Titelsong, ein melancholischer Americana, kommt in voller Besetzung mit Koren, Boswell, Ingles und Ray Farrugia am Schlagzeug daher.
Griffiths hat eine schöne Gesangsstimme und schreibt abwechslungsreiche Songs, die Musiker setzen diese perfekt um, ein gelungenes Debüt.
© Adolf „gorhand“ Goriup



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